Fußball-WM

Verstecktes Schweizer Foul?

Remo Freuler feiert den entscheidenen Treffer.
Remo Freuler feiert den entscheidenen Treffer.(c) IMAGO/Agencia MexSport (IMAGO/Isaac Ortiz)
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Granit Xhaka findet einen Weg, sich zur Unabhängigkeit des Kosovos zu bekennen, ohne eine Strafe der Fifa zu riskieren. Er selbst dementiert freilich.

Eine Geste, die wie eine politische Botschaft wirkt, aber nicht wie eine politische Botschaft aussieht: Granit Xhaka hat das Reizthema Kosovo, Serbien und Schweizer Nationalspieler mit kosovarischen Wurzeln wieder angeheizt. Mit einer obszönen Geste beim WM-Duell zwischen der Schweiz und Serbien, aber vor allem mit einer Trikotaktion, die wegen ihrer Doppeldeutigkeit wohl auch nicht vom Weltverband Fifa bestraft werden kann.

Was war passiert? Mit einem 3:2-Sieg im letzten Gruppenspiel warfen die Schweizer die Serben aus dem Turnier. Dieses Duell ist spätestens seit der WM 2018 vorbelastet, als Xhaka und sein im Kosovo geborener Teamkollege Xherdan Shaqiri ihre Tore zum Schweizer 2:1 im Vorrundenspiel mit einer Doppeladler-Geste feierten. Auch die ist ein Symbol der Abgrenzung des Kosovos von Serbien.

Nun in Katar zog Arsenal-Profi Xhaka, 30, nach dem Spiel noch auf dem Rasen das Trikot seines jungen Teamkollegen Ardon Jashari über. Und zwar so herum, dass der Name vorne auf der Brust zu lesen war.
Der 20-Jährige vom FC Luzern gehört in Katar zum Aufgebot der Schweizer, kam in den drei Vorrunden-Spielen jedoch nicht zum Einsatz. Jashari ist aber auch der Name eines Unabhängigkeitskämpfers, der als Mitbegründer der kosovarischen Befreiungsarmee UÇK und als Symbolfigur des militärischen Widerstands gegen die Serben gilt. Bei einer Operation serbischer Spezialkräfte kamen Adem Jashari und ein Großteil seiner Familie 1998 ums Leben.

Auf das Trikot angesprochen, beteuerte Xhaka, dessen Familie aus dem Kosovo stammt, bei der anschließenden Pressekonferenz: „Das hat definitiv keinen politischen Hintergrund.“ Jashari sei ein junger Spieler, mit dem er jeden Tag trainiere und mit dem er sich sehr gut verstehe. „Ich habe ihm vor dem Spiel gesagt, dass ich sein Trikot anziehe, wenn ich ein Tor schieße oder wir gewinnen.“

Wieder mehr als nur Sport. In Serbien und im Kosovo kam die Geste jedoch ganz anders an: Als „kluger Weg“, um sich zur Unabhängigkeit des Kosovos zu bekennen, ohne dafür eine Strafe der Fifa zu riskieren, wie die serbische Zeitung „Mondo“ schrieb. „Das Spiel Schweiz – Serbien wurde wieder einmal zu mehr als nur Sport.“

Das begann damit, dass Xhaka und Shaqiri beim Verlesen der Aufstellungen von den serbischen Fans ausgepfiffen wurden. Shaqiri feierte sein Tor zum 1:0 dann, indem er sich den Finger auf die Lippen hielt. Als Xhaka in der zweiten Halbzeit mit der serbischen Bank aneinander geriet, griff er sich in den Schritt. Wenn überhaupt, kann er nachträglich wohl nur noch für diese Szene belangt werden.

(red)

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