Kinderbetreuung und Teilzeitbeschäftigung werden oft zur finanziellen Falle für Frauen – besonders nach einer Trennung.
Care-Arbeit

Wer sich kümmert, verliert

Nach wie vor übernehmen Frauen den Großteil der Care-Arbeit: Sie arbeiten weit häufiger Teilzeit, um Familie und Beruf zu vereinen, und laufen Gefahr, in die Armutsfalle zu tappen.

Tanja ist frisch geschieden. Seit der Geburt ihrer Kinder vor acht Jahren ist sie teilzeitbeschäftigt. Sie holt die Zwillinge von der Schule ab, serviert ihnen das Mittagessen, danach machen sie gemeinsam die Hausübung. Finanziell war es für die Familie nie ein Problem, dass nur der Vater Vollzeit arbeitet. Nach der Trennung aber kann Tanja sich die ehemals gemeinsame Wohnung, aus der ihr Ex-Mann nun ausgezogen ist, trotz Unterhaltszahlungen kaum mehr leisten. Eine Vollzeitstelle ist auch keine Option, da die zweifache Mutter sich ja um die Kinder kümmern muss: Die Großeltern wohnen nicht in der Nähe und sind betagt, das tägliche Pendeln und die Betreuung der Kleinen wäre ihnen nicht mehr zumutbar.

Es ist ein Phänomen, das Susanne Garsoffky und Britta Sembach in ihrem Buch „Die Kümmerfalle: Kinder, Ehe, Pflege, Rente – Wie die Politik Frauen seit Jahrzehnten verrät“ thematisieren – und an dem sich in über einem halben Jahrhundert, das Frauen um Gleichberechtigung in Partnerschaft, Familie und Beruf kämpfen, nur Marginales geändert hat, wie die beiden Autorinnen kritisieren. Dass die Betreuung Angehöriger – seien es die eigenen Kinder oder pflegebedürftige Erwachsene – nach wie vor zu einem großen Teil bei den Frauen hängen bleibt, wird anhand von Zahlen deutlich: In Deutschland etwa beträgt der so genannte „gender care gap“ 52,4 Prozent. In absoluten Zahlen heißt das, dass Frauen im Schnitt vier Stunden und 13 Minuten täglich für Haushalt und Betreuung Angehöriger aufwenden, Männer dagegen nur zwei Stunden und 46 Minuten. Bei jungen Familien mit kleinen Kindern beträgt der Unterschied sogar 110 Prozent, wie die Autorinnen festhalten.

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