Der Wirecard-Skandal um den Dax-Konzern verschob die Grenze des Vorstellbaren. Wer ist verantwortlich für den größten Betrugsfall der Nachkriegsgeschichte? Die Antwort soll ein 100-tägiger Prozess der Superlative liefern.
Schräg gegenüber der Anklagebank hängt ein hölzernes Kreuz. Doch für Gebete ist es wohl zu spät. Am 8. Dezember wird Markus Braun dort Platz nehmen, zur rechten Seite des Vorsitzenden Richter Markus Födisch. Es wird für den ehemaligen Wirecard-Boss sicherlich ein schwerer Gang, aber kein weiter. Denn der 17 Millionen Euro teure Hochsicherheitsgerichtssaal liegt auf dem Gefängnisgelände der Justizvollzugsanstalt München-Stadelheim. Fünf Meter unter der Erde erstreckt sich der 270 m2 große Raum mit seinen Meter dicken Wänden. Der Saal wurde gebaut für Prozesse mit höchsten Sicherheitsanforderungen. Schwerverbrecher und Terroristen erhielten in dem schlicht in Holz gekleideten Raum bereits ihr Verdikt.
„Ein so großer Justizstandort wie München ist den Umgang mit Großverfahren gewohnt“, sagt der Richter am Oberlandesgericht, Laurent Lafleur, zur „Presse am Sonntag“. „Dennoch stellt der Prozess insbesondere aufgrund des Umfangs des zu verhandelnden Stoffs eine Besonderheit dar. Es handelt sich um eines der größten Wirtschaftsstrafverfahren der deutschen Nachkriegsgeschichte.“