Nach dem Drama von 2018 hat sich Italien inzwischen mit der Zuschauerrolle bei der Fußball-WM abgefunden
Zunächst schlug der Rosenkrieg um Francesco Totti die Tifosi in den Bann. Der „König von Rom“, der Ex-Weltmeister und die Ikone der AS Roma, und seine Frau, ein TV-Starlet, galten einst als Traumpaar. Jetzt verräumte er ihre exklusive Schuh- und Handtaschen-Kollektion, sie wiederum ließ seine Uhren-Versammlung verschwinden. Statt Fußball eine Seifenoper – und bester Boulevard-Stoff.
Danach war „Juve“ dran: Skandal-Klub Juventus Turin – geliebt und gehasst, das liebste Hobby des Agnelli-Clans. Rund 250 Millionen Schulden – schuld daran war nicht zuletzt einst die Verpflichtung Cristiano Ronaldos – stürzte die sogenannte Alte Dame in die Krise. Ex-Boss Andrea Agnelli droht eine Anklage. Gianni Agnelli, der „Avvocato“ und längst verstorbene Patriarch, hätte getobt.
Gut, dass es die Auslandsitaliener gibt – wenngleich in vierter oder fünfter Generation. Wie bei Jorge Mario Bergoglio alias Papst Franziskus entdecken die Italiener in den Argentiniern Pseudo-Italiener aus Fleisch und Blut. Trainer Lionel Scaloni und das „göttliche“ Duo Lionel Messi und Ángel Di María (noch dazu bei „Juve“) – allesamt Herzensitaliener mit Ur- und Ururgroßeltern vom Apennin. So kann die WM doch noch zum Triumph werden!
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.12.2022)