Höhere Zinsen lasteten auf dem Preis des gelben Edelmetalls. Doch nun scheint die Inflation und damit eine straffere Geldpolitik abzuebben. Was bedeutet dies für den Goldpreis?
Wien. Die Entwicklungen auf dem Goldmarkt waren heuer durchwachsen. Nachdem die Notierung im März ein Zwischenhoch von 2000 Dollar erreicht hatte, setzte sie zu einem Sinkflug an. Dahinter steckten vor allem zwei wesentliche Faktoren: die steigende Inflation und die damit eingeleiteten Zinsanhebungen vieler Notenbanken. Die Folgen für das gelbe Edelmetall waren klar: Während Anleger mit einem Goldinvestment keine Zinsen lukrierten, sondern lediglich Kursschwankungen ausgesetzt waren, erzielten sie mit einem Bondinvestment erstmals seit vielen Jahren wieder höhere Renditen.
Dies lässt sich anhand eines Beispiels zehnjähriger deutscher Bundesanleihen verdeutlichen: Noch zu Jahresbeginn rentierten sie bei minus 0,18 Prozent. Inzwischen liegt die Rendite bei rund 1,8 Prozent, wenngleich die Inflation damit freilich noch nicht abgegolten wird. Doch bis vor Kurzem war die Erwartung groß, dass die Inflation sowie die Zinsen noch weiter kräftig steigen dürften, ein Umstand, der auf der Goldnotierung lastete. Denn Börsen nehmen bekanntlich künftige Entwicklungen vorweg.
Die Trendwende
Inzwischen freilich hat sich das Blatt sichtlich gewendet. Immer mehr Analysten rechnen nun mit einer Verlangsamung der Inflation und deshalb auch mit dem allmählichen Ende einer strafferen Geldpolitik. In den USA waren die Verbraucherpreise bereits im Oktober rückläufig. Nun sind sie es auch in der Eurozone. Im November stieg die Inflation im Jahresvergleich um nur noch zehn Prozent. Obendrein deutete Jerome Powell, Chef der US-Notenbank, jüngst in einer Rede an, dass weitere Zinsschritte bescheidener ausfallen dürften als in den vergangenen Sitzungen. Da waren die Leitsätze um jeweils 0,75 Prozentpunkte angehoben worden.