Quergeschrieben

Wien und Corona: Es geht um Politik, nicht um Gesundheit

Mit ihrem gewaltigen Werbebudget schafft es die Stadt, sich als Vorbild in der Pandemiebekämpfung zu inszenieren. Die Fakten geben das nicht her.

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Die Werbestrategen der Stadt Wien hatten wieder mal eine lustige Idee. Seit ein paar Tagen kann es Kinobesuchern passieren, dass mitten im Film die Leinwand schwarz wird. Es folgt ein Countdown, dann erscheint der Text „Eine Minute Lockdown“. Nach diesen 60 Sekunden kommt die Auflösung: „Keine weitere Minute Lockdown. Wien impft weiter.“ Das Video solle zeigen, „warum es wichtig ist, dass wir uns jetzt alle impfen lassen“, heißt es von Seiten der Stadt.

Nun könnte man einwenden, dass der Solidaritätsaspekt einer Covid-Impfung eigentlich vom Tisch ist, seit feststeht, dass diese weder vor einer Ansteckung, noch vor der Weitergabe des Virus schützt. Aber mit Logik oder wissenschaftlicher Evidenz muss man der Wiener SPÖ beim Thema Corona sowieso nicht kommen. Was zählt, ist hauptsächlich die Selbstdarstellung: Über die neue Kampagne wurde auch in deutschen Medien berichtet. Sogar das Ausland bekommt also mit, wie beherzt sich die Wiener in die Schlacht gegen das Virus werfen. Mission erfüllt!

Laut Transparenzbericht gab die Stadt Wien im Vorjahr 32 Millionen Euro für Werbung und Kommunikation aus – mehr als alle anderen Bundesländer gemeinsam. Für meinen Geschmack bekommt die forcierte Geldverschleuderung des Wiener Presse- und Informationsdienstes (PID) in der öffentlichen Debatte zu wenig Augenmerk. Wenn es ein anerkanntes Problem darstellt, dass die Regierung mit Inseratenmillionen um sich wirft, sollte für die Stadt Wien das Gleiche gelten. Korruption muss dabei gar nicht im Spiel sein. Es reicht schon der Eindruck, dass sich die Politik das Wohlwollen der Bürger kaufen will.

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