Kritik

Musikverein: Schumanns Klavierkonzert, ideal interpretiert

Das London Symphony Orchestra unter Simon Rattle spielte auch Rachmaninows Dritte.

Wie schon bei seinem ersten Musikvereinsgastspiel im Mai 1977 hatte das London Symphony Orchestra einen Rachmaninow auf dem Programm. Damals war es das dritte Klavierkonzert mit Vladimir Ashkenazy als Solisten, nun die dritte, letzte Symphonie. Sie ist der Neoromantik verpflichtet, enthält Jazz-Elemente und ein Dies-irae-Zitat. Rachmaninow selbst schätzte sie hoch, Kritik und Publikum stehen ihr bis heute reservierter gegenüber. Zu wenig ist es Rachmaninow geglückt, seine auch von der russischen Folklore inspirierten melodischen Einfälle in einfach fassliche Strukturen zu lenken. Zu unentschieden schwankt dieses symphonische Tableau zwischen weit gesponnener Elegie und effektvoller Bravour. Das konnte selbst die analytisch fundierte, Einzelheiten hervorhebende, sich darin aber nie verlierende Deutung, die Sir Simon Rattle an der Spitze seines dabei exzellenten Orchesters – das er noch bis 2024 leitet – präsentierte, nicht völlig vergessen machen.

Der erste Teil des gefeierten Abends galt ausschließlich Schumann. Bei der „Genoveva“-Ouvertüre zeigten sich die Londoner Musiker noch nicht ganz auf der Höhe ihrer Aufgabe. Vor allem die Blechbläser ließen Glanz vermissen. Ob das auch an Rattles überaus drängender, manchmal hektisch wirkender Darstellung lag? Mit einem ruhigeren Tempo wären die innigen lyrischen Episoden eindringlicher zur Geltung gekommen.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.