„Desertshore“ im Volkstheater

Flammen, Sturm und Anti-Krieg-Statements

Ein spezieller Abend: Zola Jesus aus Arizona präsentierte ihre tragischen Songs mit Streichquartett. Anika punkteten dagegen mit kühlem Charme – und Bob Dylans „Masters of War“.

Allein ihre Gestik war eine Art von Erzählung. Zola Jesus, Dark-Wave-Queen aus Phoenix, Arizona, bewegte sich vor dem Standmikrofon, als reagiere sie auf einen Gesprächspartner. Mal zog sie beim Verklingenlassen ihrer Stimme geziert die Schultern zurück, dann wieder reckte sie die Brust, um die große Tragödie mit wenigen Tönen zu inszenieren. An diesem speziellen Abend, der ein Unikum bleibt, weil sie ihre Europatournee mit dem Streichquartett absagen musste, flirtete sie heftig mit dem Pathos, ohne dass das je peinlich wurde.

Im Gegenteil. Sie trug die begeisterten Besucher in düstere Höhen. Mit ihrer operngeschulten Stimme und mit Hilfe eines Streichquartetts. Erst dominierte sphärischer Silbengesang, ehe kraftvolle Sprachbilder eingeflochten wurden. Zola Jesus sang von maliziösen Flammen, von der Kraft des Ungesagten. Und vom magischem Denken: „Clear new moon, on dark sight, looking at the stars, waiting for signs“, intonierte sie kristallklar in „The Fall“.

Zugabe: Ukrainisches Volkslied

Später wechselte sie an den Flügel. Ihre Plateaustiefel sorgten zunächst für seltsame Geräusche beim Pedalspiel. Aber weil Zola Jesus nicht nur gesangliche Urgewalt ist, sondern auch eine sensible Musikerin, bekam sie das rasch in den Griff. „Lick my wounds like you can taste them“, forderte sie in „Desire“. Sturm möge im Herzen herrschen, allerdings nur, wenn es verliebt ist. Hass verschmutzt die Seele. In diesem Sinn sang sie als Zugabe ein ukrainisches Volkslied, das die Hörer an der Gurgel packte.

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