Literatur

Peter Handke und die drei magischen Buchstaben

Der widersetzliche Autor verträgt keine widersetzlichen Leser: Peter Handke, geboren am 6. Dezember in Griffen.(c) APA/BARBARA GINDL (BARBARA GINDL)
  • Drucken

Zum Achtziger des österreichischen Nobelpreisträgers: Warum sein dichterischer Zugang zur Wirklichkeit in Texten solchen Zauber entfalten kann - und außerhalb total versagt.

„Singe den Zorn, o Göttin, des Peleiaden Achilleus“, heißt es in der berühmten Übersetzung der „Ilias“ von J. H. Voß. Mit „Ingrimm“ übersetzte dagegen Kurt Steinmann vor einigen Jahren Achills Gefühl und deutete es als „tief festsitzenden Trotz, Groll mit der Färbung zum Hass, verbunden vor allem mit dem Stolz, nicht mehr mitmachen zu müssen“.

Wenn Peter Handke „von Tolstoi, von Homer, von Cervantes“ kommt, wie er 2020 Journalisten entgegengeschleudert hat, können einem auch diese ersten Worte der „Ilias“ einfallen: Das zornige Aufbegehren ist bei Handke seit jeher präsent, und seit langem kennen wir von ihm die Beschwörung eines sakral aufgeladenen Erzählens.

Die Diskussion um Handkes proserbische Haltung im Jugoslawien-Krieg vor und nach dem Literaturnobelpreis hat das Bild des zornigen Autors weiter verfestigt. Dabei rückte in seinem Werk spätestens seit seiner „klassischen Wende“ Ende der 1970er-Jahre das Gegenteil ins Zentrum.


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.