Achtelfinale

Kleiner Schweizer, großer Ronaldo

Cristiano Ronaldo
Cristiano RonaldoAPA/AFP/PATRICIA DE MELO MOREIRA
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Bei Portugal dreht sich alles ausnahmslos um Cristiano Ronaldo, bei den Schweizern zieht Xherdan Shaqiri mit Toren und Gesten die Aufmerksamkeit auf sich.

Doha. Als portugiesischer WM-Fußballer hat man es nicht leicht. Egal, wie gut oder schlecht man auch spielt, es dreht sich ausnahmslos alles immer nur um Cristiano Ronaldo. Wer schon einmal eine Pressekonferenz mit ihm und portugiesischen Journalisten erlebt hat, der weiß, was Fankult bedeuten kann und Begriffe wie Objektivität oder Vielfalt kurzerhand ins Abseits laufen. Auch bei der WM in Katar scheint es nicht anders zu sein. Die Mannschaft steht im Achtelfinale, trifft heute auf die Schweiz. Doch alles dreht sich um Ronaldo. Und seinen neuen Klub.

Er wechselt doch, einem Medienbericht zufolge, zum al-Nasr FC aus Saudiarabien. Der Kapitän werde ab Jänner dort für zweieinhalb Jahre spielen, berichtete die spanische, Real Madrid nahestehende Sportzeitung „Marca“. Der fünfmalige Weltfußballer ist seit der Trennung von Manchester United – ein Interview forcierte den längst, von beiden Seiten, herbeigesehnten Abgang – vereinslos und kann ablösefrei wechseln.

„Marca“ hatte bereits in der vergangenen Woche berichtet, Ronaldo liege ein millionenschweres Angebot vor. Demnach soll das Gesamtvolumen des Deals einschließlich Werbeeinnahmen bei 200 Millionen Euro pro Saison liegen. Dass der 37-Jährige eigentlich Champions League spielen wollte oder die Chance zur Heimkehr bei Sporting Lissabon hatte, sind nur noch Nebengeräusche?

Ähnlich ist das mediale Schauspiel bei den Schweizern. Da scharen sich Journalisten gern um den 1,69 Meter großen Xherdan Shaqiri. Der 31-Jährige genießt diese Bühne. Bei allen fünf Welt- und Europameisterschaften seit 2014 hat er getroffen. Das ist außer ihm nur einem anderen gelungen: Ronaldo. Ob die Eidgenossen ihm, Pardon: Portugal heute ein Bein stellen können? Geht es nach Shaqiri, stellt sich diese Frage nicht. Er liefert in der „Nati“, bei Klubs hingegen, er war beim FC Bayern, FC Liverpool und versucht sich derzeit bei Chicago Fire, scheint er die ganz großen Zeiten hinter sich zu haben. Es wäre schier märchenhaft, würde er die Schweiz erstmals seit 1954 in ein WM-Viertelfinale führen.

Der Mann fürs Kreative

Shaqiri ist der Mann fürs Kreative, für magische Momente (Hattrick gegen Honduras, WM 2014), Fallrückzieher oder die eine oder andere umstrittene Doppeladler-Geste. Beim letzten Gruppenspiel gegen Serbien (3:2) hatte er Oberschenkelprobleme auskuriert, erzielte prompt ein Tor und leitete ein weiteres sehenswert ein. Treffer bei allen WM-Endrunden seit 2014 sind neben ihm nur Ronaldo und Lionel Messi gelungen. „Mit so großen Spielern auf einer Liste zu stehen ist schon speziell“, sagt der Mann, der keine „One-Man-Show“ sein will, aber trotzdem unaufhaltsam eine abliefert. (DPA)

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