Gastkommentar

Fatale Fehlsichtigkeit der Europäischen Zentralbank

(c) Peter Kufner
  • Drucken

Putins Gaskrieg gegen Europa dient der EZB als Feigenblatt für ihre Fehlentscheidungen im Vorfeld des Konflikts.

Der Autor:

Franz R. Hahn (*1952), habilitiert in Wirtschaftswissenschaft an der Johannes-Kepler-Universität Linz. Bis 2017 Bank- und Finanzexperte im Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung in Wien.

Ursache und Wirkung der aktuell extremen Preissteigerungen liegen außerhalb des Einflussbereiches der Europäischen Zentralbank (EZB) und können daher mit den Mitteln der Geldpolitik nicht unmittelbar eingedämmt werden. Dies ist bestimmender Grundton der aktuellen öffentlichen Inflationsdebatte in Europa, der weder von den klassischen Medien, der Mainstream-Politik, noch von der Wirtschaftsforschung grundsätzlich infrage gestellt wird. Dem breiten Konsens ist geschuldet, dass die eigentliche Ursache der gegenwärtigen Hyperinflation nahezu vollends dem Wahrnehmungsbereich der Öffentlichkeit entzogen bleibt.

Diese eigentliche Ursache ist unmittelbar fassbar in der eklatanten Missachtung des zentralen Grundsatzes der modernen Geldpolitik durch die führenden Zentralbanken. Diesem Grundsatz zufolge hat inflationsstabilisierende Geldpolitik ausschließlich durch vorausschauende Steuerung der Inflationserwartungen, und nicht durch unmittelbar kurzfristige, direkte Beeinflussung der aktuellen Inflation zu erfolgen. Gegen diese Maxime wurde im nachpandemischen Wirtschaftsaufschwung von allen führenden Zentralbanken krass verstoßen; ganz besonders jedoch von der EZB, obwohl sie statutarisch dazu verpflichtet ist.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.