Tabubruch

Wiener Spitäler sollen Patienten aus den Bundesländern abweisen

Clemens Fabry
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In einem internen Schreiben werden die ärztlichen Direktoren aufgefordert, Patienten aus anderen Bundesländern nicht zu behandeln, sofern sie keine akute Behandlung benötigen. Die Umsetzung dieser Anordnung wird auch kontrolliert.

Die Rückkehr der Grippe und grippaler Infekte sowie die anhaltende Personalknappheit bei Pflegekräften und Ärzten haben in ganz Österreich, vor allem aber in Wien einen relevanten Qualitätsverlust in der Versorgung der Bevölkerung zur Folge. Der Regelbetrieb kann in den meisten Spitälern schon lang nicht mehr eingehalten werden.

Gesperrte Betten, weil Mitarbeiter fehlen, um darin Patienten zu betreuen, stehen an der Tagesordnung – mit der Konsequenz, dass (auch dringende) Operationen und Behandlungen verschoben und Patienten so früh wie nur irgend möglich entlassen werden, was wiederum ihre Genesung gefährdet. Eine Entwicklung, die den Wiener Gesundheitsverbund (Wigev) nun dazu veranlasst, zu einer harten Maßnahme zu greifen, die einem Paradigmenwechsel und Tabubruch gleichkommt.

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