Wohndesign

Kuschelprogramm mit wärmespendendem Interieur

In frostigen Zeiten dienen etwa Vorhänge als Kältepuffer – und Polster, Decken sowie Plaids aus Wolle haben Hochsaison.

Sinken die Temperaturen, steigt der Pegel des schlechten Gewissens: Die Heizung um ein, zwei Grad nach oben drehen – in Zeiten von knapper wie teurer Energie? Oder lieber bibbern? Wohnexperten setzen auf ein Kuschelprogramm mit wärmespendendem Interieur. Im Patschenkino sorgen Polster, Decken und Plaids aus Wolle, Loden sowie Filz für Behaglichkeit – Naturmaterialien feiern im Winter ein Comeback.

Windfänge & Stoffschlangen

»„Dicke Stoffe im Eingangsbereich – mit Abstand zur Tür – sind die perfekte Barriere für den kalten Luftstrom."«

Innenarchitektin Doris Dockner.

Samt ist laut der Innenarchitektin Doris Dockner ebenfalls wieder dick da: „Durch seine haptische Qualität steht er für Weichheit sowie Sinnlichkeit. Und vermittelt eine heimelige Atmosphäre.“ Sinken die Outdoor-Temperaturen, steigt die Indoor-Lust auf grobe Möbelstoffe oder Vorhänge aus nachhaltigem Material. „Sie bilden die Basis für ein angenehmes Wohngefühl. Ich setze sie gern als Kältepuffer ein“, erklärt die Interieur-Designerin.

Gegen einen schweren Vorhang hat Zugluft selbst bei undichten Altbaufenstern keine Chance. Windfänge wie in Kaffeehäusern ziehen laut Dockner ebenfalls zunehmend in Privatwohnungen ein: „Dicke Stoffe im Eingangsbereich – mit Abstand zur Tür – sind die perfekte Barriere für den kalten Luftstrom. So entsteht ein Luftpolster, das zusätzlich dämmt.“ Lohnend sei auch ein Blick ist die Geschichte. Früher lagen in undichten Kastenfenstern oft Stoffschlagen zur Isolierung. Oder man legte zwei Teppiche übereinander auf den Boden – für warme Füße statt Eiszapfen. Auch jetzt verschwindet so mancher Parkett wieder unter, zumeist aber nur einer, flauschigen Schicht.

Struktur & Beleuchtung

Doris Dockner

Nicht nur Weihnachtspulli-Fans wissen es: Im Winter geht nichts über Grobstrick. „Je mehr Struktur die Oberfläche von Polstern und Decken hat, desto wärmer ist ihre Wirkung“, erklärt Dockner. Selbst die guten alten Wandteppiche werden entstaubt. Sie dienen als akzentsetzender Hingucker sowie akustisches Raumelement. „Teppiche an der Wand machen einen Raum wohliger und damit automatisch wärmer“, ist Dockner überzeugt.

Lexikon: Vorhänge

Neben den Oberflächen beeinflusst besonders die Art der Beleuchtung Raumatmosphäre. Laut Wohnpsychologin Barbara Perfahl wird dieser Effekt aber immer noch unterschätzt: „Dabei sorgt warmes Licht für einladende Gemütlichkeit in Innenräumen.“ Auch die Lichtstreuung sei essenziell – die Expertin rät zu indirekter Beleuchtung: kleine Lampen mit einem schönen Schirm und Leseleuchten. Mit LEDs bestückt, sind sie keine Stromfresser mehr.Das Wort Vorhang stammt von mittelhochdeutsch fürhang, Gardine geht zurück auf cortīna, den „(Bett-)Vorhang“ in der lateinischen Bibel, das über französisch courtine ins Mittelniederländische entlehnt wurde. Daher stammt auch die Redensart, eine „Gardinenpredigt halten“: ursprünglich die Strafpredigt, die der Ehemann von der Ehefrau hinter der Bettgardine bekam. Die Entwicklung des Wortes Gardine zum „Fenstervorhang“ fand im 19. Jahrhundert statt.

Ein Wohlgefühl stellt sich für viele beim Anzünden von Teelichtern und Kerzen ein. „Flammen sind ein Wärme triggernder Schlüsselreiz für unser Gehirn. Außerdem produzieren Kerzen tatsächlich ein wenig Wärme, auch wenn man damit keine Wohnung heizen kann“, weiß Perfahl. Nicht umsonst pflegen die kälteresistenten Skandinavier den Hygge-Stil mit Interieur aus warmem Holz (statt kühlem Metall oder Stahl), gemütlichen Textilien und viel Kerzenschein.

Sonnenlicht auf der Wand

Cooper Colours

Wandfarben beeinflussen unsere Physiologie ebenfalls. Eine Studie zeigt: Der Puls von Menschen, die zehn Minuten durch eine rote Folie geblickt hatten, erhöhte sich um zehn Schläge pro Minute. Perfahl: „Rot wirkt meist aktivierend. Der Kreislauf kommt dann auf Touren, und uns wird wärmer.“ Auch (Senf-) Gelb, Beige, Orange und Terracotta sind warme Töne, die die gefühlte Raumtemperatur steigen lassen.

Bei Farbexpertin Bettina Sacher-Wächter, Geschäftsführerin der Mal-Manufaktur Pinsel & Co und Gründerin des Exklusiv-Farbunternehmens Cooper Colours, ist allein der Name Wärmeprogramm: Unter ihren 192 Tönen befinden sich „Sydney Sun“, „Mumbay Pepper“, „Barcelona Sand“ und „Tokio Red“. „Besonders im Trend liegt Karamell – die Farbe strahlt Behaglichkeit aus“, meint Sacher-Wächter. Natürlichkeit ist in allen Tönen gefragt: etwa organische Farben aus recycelbaren Dosen. Die Pandemie steigerte das Interesse für die eigenen vier Wände, wirtschaftlich herausfordernde Zeiten mit düsteren Perspektiven die Lust auf starke Farbakzente: „Bunte Wände vermitteln ein tolles Raumgefühl und strahlen Fröhlichkeit aus.“

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