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Uni-Proteste: Polaschek will "System in Gang kommen" lassen

 Martin Polaschek
Martin PolaschekAPA/GEORG HOCHMUTH
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Der Bildungsminister zeigt sich stolz darüber, dass Österreich durch Anton Zeilinger den Nobelpreis bekommt.

Als Vertreter des offiziellen Österreichs reist Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) am Samstag nach Stockholm, wo der Quantenphysiker Anton Zeilinger am späten Nachmittag den Physik-Nobelpreis in Empfang nehmen wird. Auch heutzutage seien "solche Forschungskarrieren in Österreich möglich", zeigte sich der Minister am Freitag überzeugt. Dass zuletzt Jungforscher gegen die Rahmenbedingungen an Unis hierzulande demonstrierten, liege auch an Systemumstellungen.

Polaschek zeigte sich "sehr stolz, dass ein Österreicher den Nobelpreis bekommt". Über Anton Zeilinger sei in der wissenschaftlichen Gemeinde immer wieder als zukünftigen Preisträger spekuliert worden, sagte der Minister, der mit dem Physiker u.a. das aktuelle Budget für die Akademie der Wissenschaften (ÖAW) ausverhandelt hat. Zeilinger war bis Ende Juni ÖAW-Präsident.

Auf die fast 50 Jahre seit dem letzten wissenschaftlichen Nobelpreis für einen Österreicher - Konrad Lorenz erhielt die Medizin-Auszeichnung im Jahr 1973 - angesprochen, erklärte Polaschek, dass es natürlich "keine Rezepte" gebe, um die Frequenz zu erhöhen. Es gebe einige europäische Länder, die schon sehr lange viel Geld in die Forschung investieren, und weiter auf einen Nobelpreis warten müssten. "Was wir aber sehr wohl tun, ist in die Exzellenz zu investieren", spielte Polaschek auf eine neue, hochdotierte Förderschiene namens "Excellent=Austria" an, in deren Rahmen im kommenden Jahr die ersten Zuerkennungen erfolgen werden. Um diese Mittel von bis zu 70 Millionen Euro pro Initiative im Zeitraum von zehn Jahren rittern u.a. auch Österreichs namhafte Quantenphysiker.

"Aushängeschild" Zeilinger

Die Auszeichnung für Zeilinger sei für die Forscher im Land sicher auch "Motivation, sich zu engagieren und exzellente Leistungen abzuliefern", sagte Polaschek. Er erhoffe sich überdies, dass das "Aushängeschild" Zeilinger der im internationalen Vergleich weitverbreiteten Wissenschaftsfeindlichkeit im Land entgegenwirkt. Der Preis zeige, "wie wichtig Spitzenforschung für unsere Gesellschaft und Zukunft ist". Den budgetären Ausblick für den wissenschaftlichen Bereich bezeichnete Polaschek als "sehr schön". Die Mittel aus seinem Ressort im Rahmen des nächsten, über drei Jahre laufenden FTI(Forschungs-, Entwicklungs- und Technologie)-Paktes ab 2024 würden um immerhin 34 Prozent ansteigen.

Dass sich die Politik nun vor allem im Licht des Preises sonnt, und die Weiterentwicklung des Innovationssystems in den Hintergrund rückt, glaubt Polaschek nicht. Das Interesse an den Themen Forschungsfinanzierung und Wissenschaft an sich sei eher im Steigen begriffen.Trotzdem gingen am Wochenbeginn Jungforscherinnen und -forscher sowie Mittelbau-Lehrende für bessere Arbeitsbedingungen auf die Straße. Ein Dorn im Auge sind ihnen u.a. die oft prekären Arbeitsbedingungen abseits der unbefristeten Stellen und die Kettenvertragsregelungen an den Unis.

Als Zeilinger einst seine Karriere gestartet hat, gab es viel Kritik an der "Versteinerung" des Mittelbaus, betonte Polaschek. Darauf reagierte man mit weniger Festanstellungen, um jungen Menschen mehr Chancen auf den Einstieg in die Forschung zu ermöglichen. "Das Pendel ist dann in die andere Richtung geschwungen und man hat vermehrt Kettenverträge gemacht", so der Minister und Ex-Rektor der Uni Graz.

Die neuen rechtlichen Bestimmungen aus dem Jahr 2021, die die Aneinanderreihung von Verträgen eindämmen und feste Anstellungen ermöglichen sollen, müssten nun erst einmal mit Leben erfüllt werden. "Ich würde einfach dafür plädieren, dass man dieses System einmal in Gang kommen lässt", so der Minister, der die aktuellen Rahmenbedingungen als insgesamt deutlich positiver ansieht, als das noch zu Beginn von Zeilingers Karriere der Fall war.

(APA)

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