Netflix-Serie

„Harry und Meghan“: Futter für die Boulevardpresse

(c) Netflix/Courtesy of Prince Harry and Meghan
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Seit Donnerstag sind die ersten drei von sechs Folgen der Netflix-Produktion „Harry & Meghan“ zu sehen. Der britische Kronprinz William soll britischen Medien zufolge stocksauer sein.

Die britische Königsfamilie und der Streamingdienst Netflix: Das ist keine Liebesgeschichte. Erst vor Kurzem ging die Serie „The Crown“ in die fünfte Staffel. Hinter vorgehaltener Hand heißt es, die Royals wünschten sich zumindest einen Hinweis darauf, dass es sich dabei um Fiktion handle. Nun veröffentlichte der Streamingdienst die ersten drei von insgesamt sechs Folgen der Doku "Harry & Meghan". Prinz Harry und seine Frau thematisieren darin Verstrickungen des Königshauses mit der britischen Boulevardpresse auch dessen Umgang mit der britischen Kolonialgeschichte und Rassismus. Die Royal-Korrespondenten bezeichnete Harry als „verlängerten PR-Arm der Royal Family". Palast und Presse hätten eine Art Pakt mit dem Teufel geschlossen, der dem Boulevard fast uneingeschränkte Macht darüber gebe, was und wie über die Royals berichtet werde, so der Prinz.

Ein gefundenes Fressen für die britischen Boulevardmedien, die nun darüber spekulieren, wie die Serie im Buckingham-Palast angekommen sei und „Palast-Insider“ zitieren. „In einem Zustand der Traurigkeit" sei die Royal Family, meint die „Sun“. Harry und Meghan hätten sich mit der Produktion den Weg in den inneren Zirkel nun endgültig verbaut, meint die Zeitung.

Ausschnitte aus dem Interview mit Diana

Der „Mirror“ widmete sich besonders der Reaktion von Harrys Bruder, Kronprinz William. Er sei „stocksauer“, schreibt das Blatt. Dabei gehe es vor allem um ein altes Interview: In „Harry & Meghan“ werden Szenen aus dem berühmten BBC-Interview von Prinzessin Diana gezeigt. Der damalige BBC-Journalist Martin Bashir hatte sich das Interview mit betrügerischen Mitteln erschlichen, weshalb sich die BBC bei der Königsfamilie entschuldigte und Schadenersatz zahlte.

William sei dem „Mirror“ zufolge davon ausgegangen, dass es zwischen ihm und Harry die Übereinkunft gebe, dass das Interview nicht mehr gezeigt werden solle. Jetzt fühle er sich betrogen, so die Zeitung. William und dessen Ehefrau Prinzessin Kate sollen zudem Aussagen von Harry als „besonders schmerzhaft“ empfunden haben, der nahelegte, dass die Männer der Familie nicht aus Liebe heirateten, schreibt der „Mirror“.

Commonwealth als „Empire 2.0" 

Die „Daily Mail“ sprach von einem „Kriegsbeil“ und kommentierte, das Paar habe "den Krieg der Royals" neu entzündet. Mit ihren Aussagen über den Staatenbund Commonwealth, der in der Sendung als britisches „Empire 2.0“ kritisiert wurde, hätten sie das Vermächtnis von Harrys Großmutter Königin Elizabeth II. zutiefst beleidigt, zitierte der „Telegraph“ einen Insider. Dieser glaubt, das Paar wolle die Monarchie stürzen.

Für Prinz Harry und Meghan ist die Serie übrigens ein gutes Geschäft: Mit Netflix und Spotify unterzeichnete das Paar Ende 2020 millionenschwere Verträge. Schon im Jänner kommt außerdem Harrys Autobiografie heraus. Der Titel "Reserve" (Original: "Spare") deutet die Stoßrichtung bereits an und dürfte wieder reichlich Stoff für die Boulevardpresse liefern.

Seriöse Medien sehen die Serie weit nüchterner. „Wenn Sie die Trailer gesehen haben und dachten, 'Harry & Meghan', die stark beworbene neue Serie von Netflix, würde explosiv, seien Sie darauf gefasst, enttäuscht zu werden“, kommentierte die BBC. Die Branchenzeitung „Variety“ findet: „Mit der heutigen Veröffentlichung (...) überraschen uns die Sussexes wieder einmal, wie eng ihre Vision von ihrem Ruhm ist, wie eingeengt und einfallslos ihre Präsenz auf der Weltbühne geworden ist.“

Politiker fordert Aberkennung der Titel

Auch unter britischen Politikern schlägt die Doku Wellen. Der konservative Abgeordnete Bob Seely forderte, Harry und Meghan die royalen Titel abzuerkennen. „Wenn Du die Monarchie hassen willst, dann sei Mr. Windsor“, sagte Seely der "Sun". Das Paar sei narzisstisch und „furchtbar“. Kritiker wiesen auch darauf hin, dass Meghan sich über die mittlerweile gestorbene Queen und die Traditionen lustig gemacht habe, als sie Scherze über ihr erstes Treffen mit Harrys Großmutter machte und einen übertriebenen Knicks nachahmte.

Zur Netflix-Serie seien weder der Buckingham-Palast noch der Kensington-Palast - der Sitz von Prinz William und seiner Frau Kate - oder einzelne Mitglieder der Royal Family für einen Kommentar angefragt worden, meldete die britische Nachrichtenagentur PA unter Berufung auf royale Kreise.

Hat Netflix bei der Königsfamilie nachgefragt?

Dies steht im Widerspruch zu einem schriftlichen Hinweis gleich zu Beginn der Dokumentation, der suggeriert, dass im Laufe der Entstehung der Serie solche Anfragen gestellt worden seien. "Mitglieder der Königlichen Familie wollten die Inhalte dieser Serie nicht kommentieren", heißt es in weißen Buchstaben vor schwarzem Hintergrund. Nächsten Donnerstag sollen die übrigen drei Folgen gezeigt werden. Dann, glauben Beobachter, wird es noch persönlicher. Oder, wie die „Daily Mail“ schreibt: „Nächste Woche wird es giftig."

(APA/DPA/Red.)

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