Mein Samstag

Das Christbaum-Dilemma

Warum, hat mich das Kind neulich leicht vorwurfsvoll gefragt, hast du Schokoschirmchen gekauft, wenn wir wahrscheinlich keinen Christbaum haben? (Aus Gewohnheit.)

Zwei Wochen vor dem Heiligen Abend ist bei uns nämlich eine nicht ganz unwesentliche Frage ungeklärt: Christbaum ja oder nein?

Selbstverständlich würde die Antwort „Ja, natürlich“ lauten, hätten wir nicht zwei höchst aktive und an allen Dingen, die nicht für sie bestimmt sind, herausragend interessierte Katzen. Der Baum selbst wäre weniger das Problem, den könnte man irgendwie fixieren, sodass er bei Kletterversuchen der Katzen nicht kippt. Kritisch ist die Sache wegen des Christbaumschmucks, den die Katzen nach der Reihe abräumen und zerstören würden. Die Option, die Katzen während der Feiertage nicht ins Wohnzimmer zu lassen, ist leider auch keine, da sich Weihnachtsfriede und an der Tür maunzende Katzen nicht so ganz vertragen. Eine auch nicht ganz glücklich machende Alternative – im Vorjahr erprobt – ist ein kleiner, lebender Baum, den wir für die Feiermomente vom Balkon ins Zimmer geholt, die Katzen dabei nie aus den Augen gelassen haben, der aber ob seiner nicht vorhandenen Größe nur einen Bruchteil des Christbaumschmucks beherbergen konnte.

Andere Möglichkeiten – ich habe recherchiert – wären lebensgroße Christbaumsticker, die man an die Wand pickt. Eh nett, aber ein wenig, nun, flach. Oder, auch so ein Vorschlag aus dem Netz, eine festlich dekorierte Leiter (!), was so originell wie unweihnachtlich ist. Und die hübschen Papier-Bäumchen hätten, da sie von den Katzen wie so vieles andere als Kratzbaum angesehen würden, keine Überlebenschance. Kurz: Es wird wohl nichts mit dem Christbaum. Den Schmuck hängen wir in (hoffentlich) unerreichbarer Höhe an durch den Raum gespannten Schnüren auf. Das sieht, wenn man 1,90 Meter oder größer ist, sicher sehr festlich aus. Sicherheitshalber haben wir uns zu allen Feiertagen bei der Verwandtschaft mit festlichen Christbäumen eingeladen. Wir bringen auch Schokoschirmchen mit! In diesem Sinne: Einen schönen dritten Advent!

E-Mails an:mirjam.marits@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.12.2022)

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