Am Herd

Was die Kassierin über mich wissen könnte

Sie muss höflich sein und schnell, aber was, wenn sie die Zeit hätte, darauf zu achten, was ich einkaufe?

Sie war immer schon da, die Verkäuferin in meinem Supermarkt. Jedenfalls solang ich mich erinnern kann. Immer schon saß sie hinter der Kassa, nur durch ein Rollband von mir getrennt, und zog Produkte über den Scanner. Babygläschen und Windeln zuerst. Bananen und Reiswaffeln später. Noch später Hafermilch und Vinegar-Chips. Katzenfutter. Noch mehr Katzenfutter. Wein und Obst und Fleisch und alles. Diese Kassiererin, denke ich mir manchmal, könnte eine Menge über mich wissen, ob ich Gäste habe oder ein Kind Geburtstag feiert, ob ich gestresst bin oder ob unser Kühlschrank leer ist, weil wir gerade von einem längeren Urlaub zurückgekommen sind. Also das könnte sie, aber sie hat natürlich keine Zeit, darauf zu achten. Sie muss höflich sein und schnell, und manchmal muss sie Joghurt vom Band wischen, weil ich nicht aufgepasst habe und die Becher einfach ins Wagerl geschmissen habe und die Abdeckfolie deshalb einen Riss hat.

Vielleicht bin ich für sie die mit dem Joghurt. Für mich ist sie die mit den hohen Wangenknochen und den dunkelbraunen Stirnfransen, die immer zuerst die Einkaufssackerln vom Band fischt und einscannt, damit ich sie gleich einräumen kann.

Astrid von der Wurst. Es gibt Verkäuferinnen, die kenne ich besser. Die Astrid von der Wurst etwa, mit der plaudere ich hin und wieder über den Regen oder die Sonne. Hannah und Marlene haben von ihr früher das eine oder andere Extrawurstradl bekommen. Oder den Mann vom Lager, der mir mit Bananenschachteln ausgeholfen hat, als ich das Wohnzimmer neu ausgemalt habe und all die Bücher aus den Regalen mussten. Oder sogar die Nonna aus Polignano, die ihrem Sohn im Supermarkt zur Seite steht und mir jedes Mal, wenn wir dort Urlaub machen, sagt, wie bellissime unsere Töchter doch sind, und die mir einmal in die Backen gekniffen hat.

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