Song der Woche

Caroline Polachek: Sie will die Begierde selbst sein

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Björk und Kate Bush sind Vorbilder von Caroline Polachek, geboren 1985 in New York. Just am Valentinstag 2023 will sie ihr neues Album „Desire, I Want To Turn Into You“ publizieren.

Caroline Polachek: „Welcome To My Island“.  Das Wort „Desire“ – das immerhin Bob Dylan als Album- und U2 als Songtitel verwendet haben – hat eine interessante Etymologie: Es kommt wohl von „sidus“, Stern. Wer etwas begehrt, will es von den Sternen holen. Diese Herleitung könnte Caroline Polachek gefallen, die ja die Übertreibung liebt. Wenn sie weint, dann einen Ozean der Tränen, wenn sie zählt, dann Milliarden. Entsprechend ist die Begierde, die sie hier formuliert: Sie will sich in die Begierde selbst verwandeln, singt sie im Refrain mit gehörigem Einsatz ihrer Stimme. Die sie zu Beginn wortlos gellen, hallen und hecheln lässt – bevor sie in der Strophe ganz kühl phrasiert, zu Achtziger-Elektro-Tändelei. Der Kontrast hat seinen Reiz. Dazu kommt ein seltsamer Mittelteil, in dem sie ausführlich ihren Vater zu Wort kommen lässt: „Watch your ego, watch your head“, rappt er/sie, und erklärt: „You can't go to bed, too high on your adrenaline.“ Wach!

Den Song der Woche küren allwöchentlich Thomas Kramar und Heide Rampetzreiter („Die Presse“) sowie Michaela Pichler und Christoph Sepin (Radio FM4). Zu hören ist er am Sonntag zwischen 19 Uhr und 21 Uhr auf FM4. Weitere Infos auf www.diepresse.com/songderwoche und www.fm4.ORF.at.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.12.2022)

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