In der Nuri-Fabrik nahe Porto werden die Ölsardinen in ihre Dosen geschlichtet. „Presse“- Autorin Anna Burghardt hat sich dort umgesehen. Ein gekürzter Abdruck aus ihrem aktuellen Buch.
Mit dem Ölsardinenfieber kann man sich nur allzu leicht anstecken. Den Wiener Unternehmer Konrad Glatz erwischte diese so gut wie unheilbare Liebeskrankheit in der Zwischenkriegszeit des 20. Jahrhunderts, auf einer Reise durch Portugal: Er beschloss ganz selbstlos, seinerseits möglichst viele Landsleute damit zu infizieren.
So kam es, dass die Firma Friedrich Glatz OHG seit den 1950er-Jahren Nuri-Dosen nach Österreich brachte und noch immer bringt. Die Ölsardinen in der auffallenden Verpackung mit dem kultigen Schriftzug galten hier seit ihrer Markteinführung immer als etwas Besonderes.
Aus den Grifflöchern und Schlitzen der Kisten blinkt es da und dort silbrig. Die Nuri-Hauptdarsteller sind in der Fábrica de Conservas Pinhais angekommen. Es sind Fische der Gattung Sardina pilchardus, schmale Sardinen aus dem Atlantik. Die Neuankömmlinge haben erst vor wenigen Stunden das Meerwasser verlassen, haben in aller Herrgottsfrüh den Hafen von Matosinhos erreicht. Sie sind so frisch, dass ihre Körper – mondhell satinglänzend der Bauch, anthrazitdunkel der Rücken, goldene Sprenkel da und dort – noch zu starren Sichelchen gebogen sind. So manche Schwanzflosse ragt aus den Kisten fürwitzig nach oben.