Interview

Stefan Herheim: „Die Oper droht zu zerbröseln“

„Die Grenze zwischen wahrer Kunst und künstlicher Ware verwischt sich immer mehr“, sagt der 52-jährige Norweger Stefan Herheim zum Opernbetrieb.
„Die Grenze zwischen wahrer Kunst und künstlicher Ware verwischt sich immer mehr“, sagt der 52-jährige Norweger Stefan Herheim zum Opernbetrieb.(c) Peter M. Mayr
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Der Norweger Stefan Herheim, neuer Chef des Musiktheaters an der Wien, über das Problem „ganz vieler“ Opernhäuser, heutige Todesscheu und seine Abgrenzung zur Staatsoper.

Mit „Amahl und die nächtlichen Besucher“ erklären Sie Familienoper zur Chefsache – warum?

Stefan Herheim: Weil es um die Zukunft des Musiktheaters geht. Diese neue Programmsäule am Musiktheater an der Wien ist für „Kinder jeden Alters“, auch jene, die das Kind in sich manchmal vergessen. Als Geschenk für sie hauen wir für die Familienoper voll auf die Pauke, mit den Wiener Symphonikern, dem Arnold Schoenberg Chor, renommierten Sängerinnen und Sängern, den Wiener Sängerknaben und Kindern der Musikschule Liesing. Lust auf Oper braucht eine Initialzündung. „Amahl und die nächtlichen Besucher“ war die erste Oper, die für eine Live-Aufführung im Fernsehstudio geschrieben wurde, um alle zu erreichen.

Haben Sie das Stück aufgrund dieser Breitenwirksamkeit ausgewählt?

Ich habe mich dafür entschieden, weil es darin um die weihnachtliche Frohbotschaft geht – eine Lichtgestalt gibt der Welt Hoffnung. Amahl ist das arabische Wort für Hoffnung, so heißt auch der junge Titelheld. Er ist ein sehr armer Hirte, der eine Krücke braucht, aber eine sagenhafte Fantasie hat. Wie der Glaube kann sie Berge versetzen. Am Ende heißt es „Er geht!“. In meiner Inszenierung holen wir die Zeit um Jesu Geburt in unsere eigene. Hier ist Amahl wegen einer tödlichen Krankheit im Spital. Je größer die Sorge um ihn wird, desto fantastischer geht er mit seiner Situation um. Er entwickelt sich zu einem Helden, der schließlich voll Hoffnung in eine andere Welt geht.

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