Klima:Wandel

Wo bleiben die Klima-Migranten?

Flucht vor der Flut? Die meisten, die von Naturkatastrophen betroffen sind, sind so bald als möglich wieder daheim.
Flucht vor der Flut? Die meisten, die von Naturkatastrophen betroffen sind, sind so bald als möglich wieder daheim.(c) REUTERS (ELOISA LOPEZ)
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Linke wie Rechte warnen gleichermaßen vor Millionen an Klimaflüchtlingen, die es in die EU treibt. Dabei gibt es sie gar nicht.

Hunderte Millionen Menschen auf der Flucht. Nicht vor Krieg, Gewalt und Perspektivlosigkeit, sondern vor den Folgen des Klimawandels. Ist Europa auf die erwartete Klima-Massenmigration vorbereitet, fragte jüngst der Brüsseler Thinktank Bruegel. Schließlich erschweren Dürren, Waldbrände und Fluten das Leben unübersehbar in immer mehr Teilen der Erde. Und Journalisten, manche Wissenschaftler, Politiker, Linke, Rechte, ja selbst der Weltklimarat haben ganze Arbeit geleistet, um das Untergangsszenario vom Klima-Exodus groß zu machen. Die einen, um mehr Klimaschutz fordern zu können, die anderen, um weiter an der „Festung Europa“ zu basteln. Dabei ist an der Erzählung – genau betrachtet – gar nicht so viel dran.

Es war der Oxford-Ökologe Norman Myers, der in den 1990ern die erste Schätzung über die künftigen Klimaflüchtlinge abgegeben hat. 200 Millionen Menschen würden weltweit 2050 auf der Flucht sein, weil sie in Regionen leben, die bei steigendem Meeresspiegel überflutet würden, so seine These. Kollegen kritisierten die Arbeit bald als „nicht nachvollziehbar“ und simplifizierend, die 200 Millionen aber halten sich hartnäckig. Der Weltklimarat IPCC sprach 2018 von 187 Millionen Menschen, die bis 2100 migrieren müssten, wenn der Meeresspiegel um zwei Meter steige. Wieder waren Schlagzeilen garantiert. Die Tatsache, dass der IPCC auch betonte, dass simple Maßnahmen, wie etwa Dämme, die Zahl der Klimaflüchtlinge auf 500.000 drücken könnten, war seltener zu lesen.


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