TV-Notiz

Nobelpreis auf ORF3: Gar nicht nobel

Die Sondersendung über den Nobelpreis für Anton Zeilinger brachte statt Bildern und Tönen aus Stockholm öde Studiogespräche.

„Also widersprechen sich Wissenschaft und Kreativität gar nicht?“, fragte die - offenbar nur notdürftig auf ihre Aufgabe vorbereitete - ORF-Moderatorin mit staunenden Augen. Der so befragte Studiogast, Quantenphysiker Gregor Weihs, hatte sichtlich Mühe, die Antwort freundlich zu formulieren. Sie lautet knapp: Natürlich nicht. Auch Kunst und Wissenschaft sind keine Gegensätze, es ist immer wieder faszinierend, wie viel Sinn gerade große Physiker wie Anton Zeilinger für Kultur haben. Besonders für Musik.

Den Gestaltern der ORF3-Sondersendung über die Nobelpreisverleihung kann man solches Interesse nicht attestieren. Ganz im Gegenteil. Es war geradezu empörend, dass die Übertragung des eigens komponierten Musikstücks – dem fanfarenartigen „Laus Cantica“ von Andrea Tarrodi - jäh unterbrochen wurde. Stattdessen durfte die Moderatorin dem ORF-Wissenschaftschef einige schmerzhaft schlichte Fragen stellen, etwa: „Seit wann gibt's denn eigentlich den Nobelpreis?“

Überhaupt kargte die ORF-Spezialsendung unverständlicherweise mit Bildern und Tönen aus Stockholm, brachte lieber ein - aufgrund der öden Routinefragen - ermüdendes Interview mit Ex-Minister Heinz Faßmann, der sich wohl auch lieber die Zeremonie angesehen hätte. Wenigstens zur Laudatio auf die heurigen Physiknobelpreisträger schaltete die Regie rechtzeitig nach Stockholm. So konnte man hören, wie Präsentator Mats Larsson in Bezug auf die Verschränkung in der Quantentheorie erklärte, es sei „bemerkenswert, dass da der Kreis in Österreich begonnen und in Österreich geschlossen wurde“. Da spürte man freudigen Stolz. Für diese Sondersendung des ORF spürte man eher das Gegenteil.

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