Das eine Woche alte westliche Embargo auf russische Ölexporte inklusive Preisdeckel sollte einer der wuchtigsten Schläge gegen den Kreml werden. Muss Putin sich nun warm anziehen? Oder ist er abermals fein raus? Jedenfalls hat er mit einer ungewöhnlichen Maßnahme vorgesorgt.
Wenn Dmitri Medwedjew ausrastet und wieder einmal Europa droht, könnte man in einem ersten Reflex zusammenzucken. Muss man aber nicht gleich. Zwar ist nicht auszuschließen, dass der langjährige Hoffnungsträger der russischen Systemliberalen seine neue Kriegs- und Konfrontationsrhetorik teilweise auch selbst glaubt. Zum Teil aber dürfte sie taktischer Natur sein, um im antiwestlichen Konzert korrekt mitzusingen und sich damit im obersten Kreis des Moskauer Establishments im Spiel zu halten. Und so riet der 57-jährige Medwedjew, immerhin Vizechef des Nationalen Sicherheitsrates, dieser Tage Europa dazu, sich mit „Schnaps, wattierten Decken und Wasserkochern auszurüsten“. Der westliche Preisdeckel auf russische Ölexporte werde nämlich damit enden, dass entweder die Ware verschwinde oder der Preis steige, sagte er. Und der Westen werde erkennen, dass er „im ungleichen Gerangel mit dem russischen Bären und dem General Frost“ unterliege.
Ob und wie sehr Europa, bis zuletzt größter Kunde russischer Ölexporteure, und der Weltmarkt den am 5. Dezember eingeführten Preisdeckel (60 Dollar je Barrel für die russische Sorte Urals) und den EU-Stopp der Seeimporte von russischem Erdöl noch zu spüren bekommen, wird vor allem von den Gegenmaßnahmen abhängen, die der Kreml angekündigt, aber bislang nicht spezifiziert hat.