Im Wirecard-Prozess forderte Anwalt Alfred Dierlamm vor dem Landgericht München I die Aussetzung des Verfahrens und warf der Staatsanwaltschaft schwere Fehler bei den Ermittlungen vor.
„Ich habe kein anderes Verfahren erlebt in dem ein Mandant so vorverurteilt wird“, sagt Alfred Dierlamm im Hochsicherheitstrakt der JVA Stadelheim-München. „Ich mach den Job seit 30 Jahren und ich weiß wovon ich rede.“ Der Anwalt aus Wiesbaden wirkt etwas erkältet, wie viele im Saal an diesem verschneiten Dezembermontag. Seiner gewaltigen Stimme tut das keinen Abbruch. Er setzt sie ein um Markus Braun, den ehemaligen Vorstandschef von Wirecard, zu verteidigen.
Die Vorwürfe gegen den Wiener und die zwei weiteren Wirecard-Manager, Oliver Bellenhaus und Stephan von Erffa, wiegen schwer: Marktmanipulation, Untreue, falsche Darstellung der Unternehmensbilanzen von 2015 bis 2018 und gewerbsmäßiger Bandenbetrug. Sie sollen Geschäfte zu Drittparntern frei erfunden haben und so Banken und andere Kreditgeber um mehr als drei Milliarden Euro geprellt haben.