Quergeschrieben

Die Nemesis der politischen Korrektheit

Die freie Meinungsäußerung ist in Demokratien nicht in Gefahr. Es wird nur versucht, Mainstream-Abweichler ins rechte oder linke Lager zwangseinzuweisen.

Da stauben unter dem Label der Meinungsfreiheit allerhand anonym verfasste Wut, Besserwisserei und Bösartigkeit aus Onlineforen und sozialen Medien. Selbst hier im sorgsam gewarteten und moderierten „Presse“-Forum geht es mitunter recht ruppig und vorurteilsbeladen zu. Gleichzeitig wird Meinungs- und Gesinnungsterror beklagt. Darf man tatsächlich nicht mehr sagen oder schreiben, was vom politisch korrekten Mainstream abweicht? Man darf. Anders als in Russland, Nordkorea oder in islamofaschistischen Ländern wie Afghanistan oder dem Iran, wo freie Meinungsäußerungen nicht selten mit der Todesstrafe geahndet werden, werden in demokratischen Weltregionen Mainstream-Abweichler schlimmstenfalls ins rechte oder (seltener) linke Lager zwangszugewiesen. Lebensgefährlich? Mitnichten. Schlecht für die Debattenkultur? Mit Sicherheit. Ein obskurantistisches Mittelalter ergreife den Westen; die Politik werde nach dem Modell des Kriegs gepflegt, nicht nach dem Modell des Gesprächs, sagt etwa der französische Philosoph Alain Finkielkraut, und warnt vor moralischem Absolutismus.

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Beherzt geht Finkielkraut in den Clinch mit dem Zeitgeist – und dabei das Risiko ein, Applaus aus sehr falschen Gründen und sehr rechten Reihen zu kassieren. Der österreichische Philosoph Rudolf Burger war übrigens ebenfalls ein solch quertreibender, unabhängiger Freidenker, der einigermaßen erstaunt, aber letztlich achselzuckend seinen Verschub als alter, weißer Mann ins rechte Denkeck zur Kenntnis nehmen musste. Auch der alte, weiße Franzose Alain Finkielkraut ist wegen seiner kompromisslosen Kritik an Kulturrelativismus und Islamo-Gauchismus, also der Allianz aus Islamismus und linker Intelligenzija, als Reaktionär, Antimodernist, Nostalgiker und Pessimist in Verschiss.

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