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Song Contest: Österreich sucht die Gegen-Lena

oesterreich sucht GegenLena
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Der Erfolg von Lena Meyer-Landrut wirkt ansteckend. Insgesamt 30 Musiker kandidieren für den Popbewerb. Wer in Düsseldorf für Österreich singt, steht erst am 25.Februar fest.

This Isn't It“. So heißt Alf Poiers aktuelles Album in Anlehnung an Michael Jacksons posthum erschienene Platte „This Is it“. „Das kann's noch nicht gewesen sein“, denkt sich der Musikkabarettist offenbar auch, wenn es um den Song Contest geht. Acht Jahre nachdem er mit seinem eigenwilligen Lied über „Haserln und Katzerln“ in Riga den gar nicht so schlechten sechsten Platz für Österreich eingefahren hat, kandidiert er erneut für den europäischen Popbewerb.

Dem ORF wird Alf Poiers Antritt wenig Freude bereiten, kann doch die Zusammenarbeit zwischen dem steirischen Musiker und dem öffentlich-rechtlichen Sender rund um den „song. null.drei“, wie der ORF den Bewerb damals bemüht modern benannt hat, als nicht gerade friktionsfrei bezeichnet werden. Dabei hatte Poier bloß verweigert, vom ORF und anderen österreichischen Medien zum „Song-Contest-Star“ gemacht zu werden.

Tatsächlich kam nach Alf Poier in Sachen Song Contest für Österreich nichts mehr. Sowohl die Boygroup Tie Break (2004) als auch die Jazzpopband Global Kryner (2005) und der „Starmania“-Kandidat Eric Papilaya (2007) blieben erfolglos. Seit 2008 verzichtete Österreich auf die Teilnahme. Das ist heuer anders. Der Erfolg der deutschen Bürgerstochter Lena Meyer-Landrut, die sich in Oslo mit dem englischen Gute-Laune-Lied „Satellite“ den Song-Contest-Pokal für Deutschland ersungen hat, steckt an. Wenn im Mai 2011 in Düsseldorf der neue Sing-Europameister gekürt wird, will der ORF nach dreijähriger Abstinenz wieder dabei sein und eine Antwort auf Lena finden, die erneut antreten wird. Anders als die Deutschen, die ihre Kandidatin in einer TV-Show, einer Koproduktion des Privatsenders Pro7 und der öffentlich-rechtlichen ARD, gefunden haben, setzt der ORF zunächst auf das Radio: Ö3 ist der zentrale Song-Contest-Anheizer. Seit Oktober und noch den ganzen Jänner werden im „Wecker“ Sondersendungen zum Thema gebracht – Motto: „Guten Morgen, Düsseldorf“. Auf der Ö3-Homepage werden die 30 Kandidaten vorgestellt, für die seit Montag per SMS gestimmt werden kann. Aus 200 Bewerbungen hat der ORF die Finalisten ausgewählt. Das einzige Teilnahmekriterium: Jeder Kandidat musste 33 Unterstützungserklärungen vorweisen können. Nicht allzu schwierig im Facebook-Zeitalter.

Heavy Metal vor dem Musikverein

Die „Top 30 für Düsseldorf“ ergibt ein bunt gemischtes Bild österreichischer Popmusik, in dem kein Kandidat besonders hervorsticht. Altbekannte Gesichter stehen neben Newcomern.

Alf Poier setzt mit dem „Happy Song“ auf ein alt bewährtes Hausmittel „Humor geht vor Text und Melodie“. Auch Schlagersängerin Petra Frey trat schon einmal für Österreich an und will es nun wieder versuchen: Im Jahr 1994 hat es für Platz 17 gereicht. Zu den Altbekannten zählen: der sowohl von der Wiener Electro-Szene geliebte als auch in Hotelbars geschätzte Crooner Louie Austen, die nette Gitarrenband Heinz aus Wien sowie Alkbottle, Heavy-Metal-Herren mit Hang zum Ordinären. Diese wissen nur zu gut, wie man rasch Aufmerksamkeit erzeugen kann: Am Neujahrstag drehten die fünf Musiker gemeinsam mit 15 Clowns vor dem Musikverein das Video für ihren Song-Contest-Song „Wir san do ned zum Spaß“ und baten die überraschten Besucher des Neujahrskonzerts um ihre Stimme.

Der ORF schickt auch seinen hausgemachten Pop-Nachwuchs ins Rennen: die „Starmania“-Gewinner Oliver Wimmer und Nadine Beiler sowie die aktuellen „Helden von morgen“ Lukas Plöchl und Julian Heidrich. Hinter dem Pseudonym „Katie Lunette“ verbirgt sich ATV-Moderatorin Katrin Lampe, und auch sonst ist die Liste nicht arm an jungen, hübschen Frauen mit süßen Namen: Missy May, Sellyy oder Charlee. Letztere ist die Schwester der einen Hälfte des steirischen Duos Luttenberger/Klug, das es auch nach Düsseldorf zieht.

Leiser treten diverse Singer-Songwriter an: Axel Wolph, Robi Faustmann, Leo Aberer. Die zehn Sieger des SMS-Votings dürfen in die TV-Finalshow am 25.Februar. Dort wird der Sieger ermittelt, der in Düsseldorf gegen Lena kämpft.

Auf einen Blick

Die 30 Song-Contest-Kandidaten:Eva K. Anderson, Nadine Beiler, Leo Aberer, Oliver Wimmer, Excuse Me Moses, Alkbottle, Richard Klein, Mary Broadcast Band, Heinz aus Wien, Julian Heidrich, Any Major Dude, Katie Lunette, Matara, Robi Faustmann, Louie Austen, Charlee, Axel Wolph & Feeltank Orchestra, Petra Frey, Lana Gordon, Cama, Sellyy, Jean Nolan, Luttenberger-Klug, Alf Poier & obersteirische Wolfshilfe, Missy May, Trackshittaz/Lukas Plöchl, CoryBantic/Chris Schaller, Freddy Sahin-Scholl, Band WG, Klimmstein feat. Joe Sumner.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.01.2011)

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