"Österreich"-Chef Niki Fellner: Schuldenschnitt und ein "Good-News-Tag" 

Niki Fellner verwahrt sich gegen Vorwürfe in der Umfrage- und Inseratenaffäre.
Niki Fellner verwahrt sich gegen Vorwürfe in der Umfrage- und Inseratenaffäre.APA/HANS KLAUS TECHT
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Der älteste Sohn von Medienmacher Wolfgang Fellner hat übernommen. Es strebt nach einem Schuldenschnitt die digitale Marktführerschaft an. Nachrichtlich soll es etwas weniger Krawall geben.

Niki Fellner, Chef der Mediengruppe Österreich, hat im laufenden Jahr sukzessive das operative Tagesgeschäft von Vater Wolfgang Fellner übernommen. Nach erfolgtem Schuldenschnitt mit Finanzpartnern soll die Gruppe künftig wirtschaftlich gut aufgestellt sein. Der 37-Jährige strebt die Digitalmarkt-Führerschaft in Österreich an, ist auf der Suche nach einem strategischen Partner für Radio Austria und kündigt einen wöchentlichen "Good News Tag" an.

Die Mediengruppe Österreich sorgte zuletzt mit Nachrichten, die auf eine grobe finanzielle Schieflage hindeuten, für Schlagzeilen. Personal wurde abgebaut, die Druckerei in Tulln aufgegeben und die Sonntagsausgabe von "Österreich" von Print auf Digital umgestellt. Auch der Unternehmens- und Sanierungsberater Andreas Pres wurde an Bord geholt - und soll dort auch noch länger bleiben. "2022 war ein Jahr der Konsolidierung", sagte Fellner.

Banken reduzierten Schulden

Es habe aber eine Einigung mit den Finanzpartnern gegeben, bestätigte er einen bereits kolportierten Schuldenschnitt. Details nannte er nicht. Der „Standard“ hatte über Verbindlichkeiten im knapp dreistelligen Millionenbereich berichtet, was Fellner dementiert hatte. Die Familie Fellner soll auch selbst Geld eingeschossen haben, Wolfgang Fellner etwa eine Villa am Mondsee für rund zehn Millionen Euro verkauft haben.

Wie hoch auch immer die Schulden waren, die die kreditgebenden Banken kürzlich reduzierten: Nun sei die Mediengruppe rund um "Österreich", "oe24", oe24.tv und Radio Austria wirtschaftlich gut aufgestellt, heißt es von Fellner. Man habe die Mediengruppe von einem fremdfinanzierten Unternehmen zu einem eigenkapital- und familienfinanzierten Unternehmen überführt und plane für das kommende Jahr "einen deutlichen operativen Gewinn".

Positive Nachrichten - und weniger aggressive

Die Mediengruppe Österreich fiel dem Österreichischen Presserat in den vergangenen Jahren mit krawalligen Artikeln und diversen Verstößen gegen den Ehrenkodex für die österreichische Presse auf. Ob Fellner von diesem Kurs in Zukunft etwas abweichen wolle? "Die Ausrichtung von 'oe24' und 'Österreich' - spannende Nachrichten für ein breites Publikum - wird sich nicht ändern. Wir werden aber in dem einen oder anderen Bereich einen Gang zurückschalten und uns etwas stärker auf Positives konzentrieren", so der älteste Sohn von Medienmacher Wolfgang Fellner.

Man werde 2023 stark auf Optimismus und positive Nachrichten setzen und den Freitag zum "Good-News-Tag" in "Österreich" und "oe24" erklären. An diesen Tagen sollen mehr positive als negative Inhalte ausgespielt werden.

Gefällige Berichterstattung gegen Inserat?

Die Mediengruppe Österreich ist auch von Ermittlungen der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) gegen Wolfgang und Helmuth Fellner betroffen. Der Verdacht lautet, dass manipulierte Umfragen und gefällige Berichterstattung im Gegenzug für Inserate publiziert wurden. "Die Vorwürfe sind falsch und haltlos. Sie werden sich in Luft auflösen", zeigte sich Niki Fellner sicher. Man arbeite mittlerweile mit einem neuen Umfrageinstitut, der Lazarsfeld Gesellschaft von Professor Werner Beutelmeyer, zusammen. "Sie ist über jeden Verdacht erhaben."

Ob dennoch ein gewisser Imageschaden vorhanden sei? "Man sollte uns an den Taten messen. Ich glaube, wir haben in den letzten Monaten einige wirklich zukunftsweisende Schritte gesetzt. Mein Ziel ist es, das Außenimage der Mediengruppe auch wieder an das Innenbild anzunähern."

Fellner: ORF breitet sich wie eine Krake aus

Die österreichische Medienpolitik erachtete er in einem "keinen besonders guten Zustand". Speziell der ORF, der sich mit Gebührenfinanzierung und Teilnahme am Werbemarkt "wie eine Krake" online, im TV und im Radio ausbreite, sei eine "Riesenherausforderung" für die Privaten. "Solange er in dieser Form im Onlinemarkt ist, ist es eine klare Wettbewerbsverzerrung", so Fellner.

Für ihn hat übrigens die digitale Transformation des Unternehmens "oberste Priorität". Ziel sei es, den Digitalumsatz innerhalb der nächsten 24 Monate zu verdoppeln und in Österreich zum Digitalmarktführer zu werden. Radio habe bei ihm aber "nicht die oberste Priorität". Die Zukunft des bundesweiten Radiosenders der Mediengruppe Österreich, Radio Austria, ist ungewiss.

Schritt nach Deutschland

Erst kürzlich wagte die Mediengruppe Österreich mit dem kostenlos zugänglichen Onlineportal "DE24LIVE" den Schritt nach Deutschland. "Der deutsche Markt ist gerade im Digitalbereich extrem interessant, weil er keine Sprachbarriere hat und derzeit viele deutsche Verlage auf Pay-Angebote setzen", sagte Fellner. Mittelfristig sei es das Ziel, so viele User wie in Österreich zu erreichen. "Aber es kein Sprint, sondern ein Marathon", meinte der CEO. Er kündigte an, mit "wetter.live" ein neues Wetterportal zu starten, die Magazinwelten des Hauses ins Digitale zu überführen und auch beim Werbeverkauf "stark auf das Digitale" zu setzen.

(APA/red.)

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