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Plötzlich wortkarg: Elon Musk von 18.000 Menschen ausgebuht

(c) IMAGO/ZUMA Wire (IMAGO/Sonia Moskowitz Gordon)
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Damit hatte er nicht gerechnet: Als Elon Musk bei US-Comedian Dave Chapelle einen glänzenden Gastauftritt hinlegen wollte, wurde er minutenlang ausgebuht. In San Francisco, der Stadt, in der er vor einigen Wochen, Tausende Mitarbeiter vor die Tür setzte. Nur um später einen entscheidenden Beirat hinsichtlich Hasskommentare aufzulösen.

Mastodon wird auf Twitter als gefährliche Quelle eingestuft und mit Warnhinweisen versehen, der allmächtige Boss fährt täglich seine Krallen aus und lässt mit neuen Verschwörungstheorien aufhorchen. Wie es um seine Beliebtheitswerte steht, bekam Elon Musk deutlich zu spüren, als er von Tausenden Menschen ausgebuht wurde. Aber trotzdem findet er Zeit, weiter bei Twitter ein korrigierendes Mittel nach dem anderen abzuschalten: jetzt hat es das „Trust and Safety Councils“ getroffen.

Es ist interessant, welche Selbstwahrnehmung Elon Musk hat. Als er am Sonntag in San Francisco von US-Komiker Dave Chapelle mit „Machen Sie Lärm für den reichsten Mann der Welt“ auf die Bühne geholt wurde, präsentierte er sich in Siegerpose, mit ausgestreckten Armen. Die sanken schnell zu Boden als ein Großteil der anwesenden 18.000 Personen ihn mit Buhrufen begrüßte. Minutenlang war nichts anderes zu hören. Nicht sonderlich überraschend, feuerte er noch vor ein paar Wochen Tausende Mitarbeiter in San Francisco. „Es hört sich so an, als ob einige der Leute, die Sie gefeuert haben, im Publikum sitzen“, sagte Chapelle, wie in dem Video zu hören ist. Auf die Frage, wie Musk nun darauf reagieren solle, meinte der Comedian nur: „Sagen Sie gar nichts. Hören Sie dieses Geräusch, Elon? Das ist das Geräusch von drohenden Unruhen.“ 

Nur Stunden später alles vergessen

Keine 24 Stunden später versucht Elon Musk dieses Ereignis zu seinen Gunsten zu drehen. Er behauptete auf seinem 44-Milliarden-Dollar-Sprachrohr: „90 Prozent Jubel und 10 Prozent Buhrufe". Es gibt aber zahlreiche Videos davon, auch wenn einige davon auf Twitter offenbar regelmäßig gelöscht werden. Aber im Hauptquartier stehen zahlreiche weitere Umbrüche an. Das Gremium, das Twitter im Umgang mit Hassbotschaften und anderen Problemen auf der Plattform beriet, wurde aufgelöst.

Mitglieder des sogenannten "Trust and Safety Councils" sollten sich eigentlich am Montagabend mit Unternehmensvertretern treffen, wie etwa die Nachrichtenagentur AP und das "Wall Street Journal" berichteten. Kurz davor habe Twitter den Mitgliedern mitgeteilt, dass das Gremium aufgelöst werde.

Der Beirat war 2016 gegründet worden. Mitglieder waren Vertreter der Zivilgesellschaft, etwa von Menschenrechts- und Jugendschutzorganisationen. Ihre Aufgabe war es, das Unternehmen bei der Weiterentwicklung von Produkten und Regeln zu beraten.

AP zitiert aus einer E-Mail, wonach Twitter nun prüft, wie "Außenansichten" am besten eingebracht werden können. Der Beirat sei dafür nicht das richtige Mittel. Twitter werde aber schneller als bisher dafür sorgen, dass die Plattform informativ und sicher sei, hieß es in der Mail.

Seit der Twitter-Übernahme durch US-Milliardär Elon Musk in diesem Jahr war fraglich, was die Rolle des Beirates ist. Musk hatte davon gesprochen, ein neues Gremium zum Umgang mit kontroversen Inhalten bilden zu wollen. Es blieb aber immer unklar, wie die Aufgaben der beiden Gruppen abgegrenzt werden sollen.

(bagre)

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