Reichen Stoff für bissige Theaterkritiker boten heuer auch die Salzburger Festspiele, hier Christiane von Poelnitz und Rosa Thormeyer in der Verarbeitung des Iphigenie-Stoffs.
Jahresrückblick

Als uns die Theaterkrise bewusst wurde

Nach Ende der Lockdowns füllten sich die Theater nicht wie erhofft. Das brachte spannende Debatten über die Kunstform Theater. In Österreich waren vor allem die Wiener Festwochen, das Schauspielprogramm der Salzburger Festspiele und das Wiener Volkstheater umstritten.

Nach zwei Jahren der Lockdowns konnten 2022 die Theater wieder durchgehend und fast ohne Einschränkungen vor Publikum spielen. Doch dieses kam nicht so scharenweise wie erhofft: „Das Publikum kehrt nicht ins Theater zurück“ (20.5.) berichteten wir, unter Theaterleuten grassierte der gallige Spruch „Halbvoll ist das neue Ausverkauft“. Auffällig war, dass sich die Konzertsäle und Musiktheater eher füllten, so lag die These nahe: An ihrer Krise sind die Theater schon auch selbst schuld (20.5.). Nicht nur in der „Presse“, auch in anderen Zeitungen wurde die Theaterkrise diagnostiziert und debattiert. So urteilte die „Süddeutsche Zeitung“ am 13. Juli: „Offenbar haben immer weniger Zuschauer Lust, sich von der Bühne herab mit kapitalismuskritischen Banalitäten und den neuesten Windungen der Identitätspolitik belehren zu lassen.“

Da waren die Wiener Festwochen schon vorbei, die etliche Beispiele für misslungene postdramatische Versuche geboten hatten. Einer verführte unseren üblicherweise sehr höflichen Theaterkritiker Norbert Mayer sogar dazu, den Titel eines Einakters von H. C. Artmann zu zitieren: „Erlaubent, schas, sehr heiß bitte!“ (20.5.) „Die Wiener Festwochen sind in einer Krise“, resümierte ein „Presse“-Kommentar, (18.6.). Vier Monate später verkündete die Wiener Kulturstadträtin, dass Intendant Christophe Slagmuylder das Festival vorzeitig verlassen werde, worauf wir schrieben: „Die Wiener Festwochen können nur besser werden“ (20.10.).

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