Die Ich-Pleite

Abwehrkräfte stärken

Carolina Frank
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In der Apotheke oder Online: Das Angebot zum Abwehrkräfte stärken ist überall umfassend.

Keine Macht währt ewig. Selbst die größten Diktatoren mussten einmal abdanken. Hitler, Stalin, Mao, ganz egal. Warum soll es einem Virus da besser gehen. „Die Lage wird für das Virus prekär“, sagt der Berliner Virologe Christian Drosten. Es wird schwächer. Nur eine Revolution könne es noch retten, meint er. Ein massiver Ausbruch, irgendwo auf der Welt.

Auch das hat es mit Tyrannen gemeinsam. Die Sieger des Corona-Niedergangs sind allerdings nicht wir Menschen, sondern die Virenkollegen. Weil wir jetzt massenhaft die Masken ablegen, schaffen es die guten alten H1N1 und Konsorten wieder in unsere Nasen und Rachen. Wer sich etwas Gutes tun will, soll jetzt seine Abwehrkräfte ­stärken. In der Apotheke wird einiges angeboten. Allerdings zum Preis einer monatlichen Gasrechnung. Eine kleine Online-Recherche zeigt mir aber: ­
Es geht auch günstiger. Zum Beispiel durch Essen. Sauerkraut, grünes Gemüse, Erdäpfel, Knoblauch, Chili, Brokkoli, Petersilie, Joghurt oder Hühnersuppe stärken die Abwehrkräfte. Sogar Fasten stärkt die Abwehrkräfte. Auch Teppichfransen kämmen oder Autonummern auswendig lernen würde die Abwehrkräfte stärken, wenn es einen glücklich macht. Auch der Glaube stärkt die Abwehrkräfte. An Gott, an das Gute im Menschen oder an die Abwehrkräfte.

Das spielt für die Abwehrkräfte keine Rolle. Bewegung stärkt natürlich auch die Abwehrkräfte. Man könnte mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren. Wenn man dann auch noch über die Witze des Chefs lacht, stärkt das ebenfalls die Abwehrkräfte. Küssen, kuscheln, umarmen, Sex, alles stärkt die Abwehrkräfte. Es gibt fast nichts, das die Abwehrkräfte nicht stärkt. Sich in den Falschen verlieben, wäre eine Möglichkeit. Liebeskummer schwächt nämlich die Abwehrkräfte. 

("Die Presse Schaufenster" vom 09.12.2022)

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