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FTX-Insolvenz

Krypto-Pleitier Sam Bankman-Fried festgenommen

Dem Gründer der Kryptobörse FTX wird vorgeworfen, Anleger um Milliarden Dollar betrogen zu haben. Nun wurde Sam Bankman-Fried auf den Bahamas festgenommen.

„Wir stellen fest, dass Sam Bankman-Fried ein Kartenhaus auf dem Boden von Täuschung errichtet hat, während er Anlegern erzählt hat, dass es eines der sichersten Gebäude im Kryptosektor wäre“, sagte Gary Gensler, Chef der US-Börsenaufsicht SEC, am Dienstag.
In der Nacht zuvor war bekannt geworden, dass der Gründer der insolventen Kryptobörse FTX auf den Bahamas festgenommen worden ist. FTX war die zweitgrößte Kryptobörse der Welt, bevor sie vor einem Monat zusammengebrochen ist, als sich herausstellte, dass Kundengelder in Milliardenhöhe nicht einfach verwahrt wurden, sondern für dubiose Geschäfte herangezogen wurden, unter anderem mit dem von Bankman-Fried gegründeten Hedgefonds Alameda. Es kam zu einem Bankrun, Kunden wollten ihr Geld abziehen, doch FTX stoppte die Auszahlungen. Die Kurse der meisten Kryptowährungen stürzten daraufhin ab. Bankman-Fried trat als Firmenchef zurück und beantragte Insolvenz für FTX.

Utilitarist und Wohltäter

Dass ausgerechnet Bankman-Fried hinter diesem Skandal stand, verblüffte viele. Der 30-jährige Sohn zweier Stanford-Professoren hing der philosophischen Denkrichtung des „Effektiven Utilitarismus“ an, bei der es darum geht, das Leben möglichst vieler Menschen zu verbessern. Er galt als Menschenfreund und schien damit im Gegensatz zu anderen Krypto-Stars zu stehen, denen man unterstellte, primär reich werden zu wollen. Bankman-Fried, dessen Vermögen sich in seinen besten Zeiten auf 15 Milliarden Dollar belief, und FTX spendeten viel, nicht zuletzt für die Demokratische Partei. Mit einer Spende von fast 40 Millionen Dollar war Bankman-Fried einer der größten Sponsoren der Demokraten bei den jüngsten Midterm-Elections.
Doch auch zur Börsenaufsicht SEC gibt es Verbindungen. Bankman-Frieds Freundin Caroline Ellison, die als Chefin des Hedgefonds Alameda fungierte, ist die Tochter von Glenn Ellison, einem Professor am Massachusetts Institute of Technology (MIT), mit dem der jetzige SEC-Chef Gary Gensler eng zusammengearbeitet hat, als er selbst auf dem MIT tätig war.
All das gab Anlass zu Spekulationen, dass größere Politikkreise in die Causa verwickelt sein könnten und dass man Bankman-Fried vielleicht deswegen nicht belangen würde.
Nun wurde er doch festgenommen. „Heute Abend haben die bahamaischen Behörden Samuel Bankman-Fried auf Antrag der US-Regierung verhaftet, basierend auf einer versiegelten Anklageschrift, die von der US-Staatsanwaltschaft für den südlichen Bezirk von New York eingereicht wurde“, teilte US-Staatsanwalt Damian Williams am späten Montagabend mit.

„Nie versucht zu betrügen“

Bankman-Fried wurde laut Polizei am Montag kurz nach 18 Uhr (Ortszeit) in seinem Wohnkomplex in Albany, Nassau, wegen Finanzvergehen gegen die Gesetze der USA verhaftet. Dabei habe es keine Zwischenfälle gegeben. Er werde am Dienstag vor dem Magistratsgericht in Nassau erscheinen. In den USA laufen bereits Ermittlungen und Sammelklagen.
Bankman-Fried weist bislang alle Betrugsvorwürfe zurück. „Ich habe nie versucht, einen Betrug zu begehen“, sagte er in einem Video-Interview auf einer Veranstaltung der Zeitung „New York Times“ am 30. November.
Indes haben Kryptobörsen mit massiven Mittelabflüssen zu kämpfen. Zum Teil trennen sich Kunden von ihren digitalen Vermögenswerten, zum Teil übertragen sie sie aber auch auf ihre eigenen digitalen Geldbörsen (Wallets). Laut Bloomberg wurden vorige Woche Krypto-Assets im Wert von 3,7 Milliarden Dollar netto von der weltgrößten Kryptobörse Binance abgezogen, wie Daten der Research-Firma Nansen zeigen.
Das ist ein Rekord und bedeutet, dass das Misstrauen gegenüber Kryptobörsen hoch ist. Im schlechtesten Fall werden noch weitere Missstände offenbar, was weitere Pleiten und Kursverwerfungen nach sich ziehen könnte.
Im besten Fall kommt es zu einer besseren Regulierung von Kryptobörsen. Bitcoin-Fans hoffen zudem, dass Anleger sich endlich auf den ursprünglichen Zweck der dezentralen digitalen Währung besinnen: Zahlungen zwischen zwei Personen zu ermöglichen, ohne Intermediäre hinzuzuziehen.

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