Spektakelkino

Neuer „Avatar“-Film: Das Aquarium schlägt zurück

Seit 2009 kaum gealtert: Die indigenen Na'vi aus „Avatar“ schmücken auch dessen Fortsetzung.
Seit 2009 kaum gealtert: Die indigenen Na'vi aus „Avatar“ schmücken auch dessen Fortsetzung.(c) Disney
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Als wäre der erste „Avatar“ gestern gewesen: James Camerons Fortsetzung seines Sci-Fi-Welterfolgs begeistert.

Was haben die Leute gelacht. Schon über „Avatar“, der 2009, bei all seinem Kassenerfolg, wie ein UFO in der globalen Spektakelfilmlandschaft wirkte. Über den Wundermond namens Pandora, auf dem das Science-Fantasy-Epos spielte, über die großen blauen Weltraumindianer, die ihn bevölkerten, über den Plot des Films – kennen wir doch schon aus „Der mit dem Wolf tanzt“! – wie über das Massenpublikum, das auf diesen vermeintlich wohlfeilen Öko-Kitsch hereinfiel, in Scharen in Kinos strömte und diese am liebsten nie wieder verlassen wollte: So schön fanden sie James Camerons stereoskopisches, fluoreszierendes, naiv naturverbundenes, dabei durch und durch digitales Abenteuerland.

Und das Gelächter hielt an – mit einem kurzen Aussetzer des Erstaunens über das bis heute rekordverdächtige globale Einspielergebnis –, als Cameron bekannt gab, künftig nur noch „Avatar“-Fortsetzungen drehen zu wollen, ganze vier an der Zahl, bis 2028. Was für eine absurde Idee, dieses Zufallstreffer-Phänomen künstlich am Leben erhalten zu wollen! Die Jahre zogen ins Land, und „Avatar 2“ ließ auf sich warten. Der kanadische Kultregisseur schien vor allem mit Untersee-Dokus beschäftigt. Ab und zu wurde von Drehvorbereitungen gemunkelt, doch mit der Zeit schrieben viele das Vorhaben ab.

Bis die ersten Trailer für „Avatar: The Way of Water“ auftauchten. Und allen dämmerte, was eigentlich immer schon klar war: James Cameron macht keine Witze. Er macht Filme. Das Gelächter verkümmerte zum leisen Gekicher. Und im knorrigen Herzen manch eines alten Verächters regte sich mitten in diesem düsteren, kalten Winter eine Sehnsucht nach blühenden Urwäldern, schwebenden Bergen und ganz, ganz viel Öko-Kitsch. Eine Sehnsucht nach „Avatar 2“.

Ein Umwelt-Blockbuster mit Gewicht

So weit das Märchen. Doch was ist mit dem Film, der ab Mittwoch in unsere Multiplexe gespült wird? Die Kurzfassung: Er hält, was er verspricht. Wer den ersten Teil liebte, dem wird auch dieser gefallen. Wem schon jener zuwider war, der wird auch diesen verschmähen. Die längere geht so: Was Camerons Spektakelfilme von den meisten anderen unterscheidet, und das schon seit „Terminator“ (1984), ist spürbares Gewicht. Hinter künstlerischen Entscheidungen, dramaturgischen Wendungen, ja sogar hinter digitalen Spezialeffekten. Während geringere Attraktionsdrechsler uns dreist nährstoffarme Grütze ins Gesicht klatschen, serviert Cameron ein reichhaltiges, vollwertiges Mahl.

Das beginnt beim soliden Erzählgerüst: Ex-Soldat Jake Sully (Sam Worthington), der sich in „Avatar“ gegen den irdischen Militärindustrie-Komplex auf die Seite der extraterrestrischen indigenen Na'vi schlug, muss seine utopische neue Heimat und seine mehrköpfige Mischlingsfamilie gegen die Rückkehr eines via Gentechnik im Körper des „Feindes“ wiederbelebten Obersts (Stephen Lang) verteidigen. Dabei kann jede zentrale Figur, von Jakes Na'vi-Partnerin Neytiri (Zoe Saldaña) über seine Adoptivtochter Kiri (gesprochen von Sigourney Weaver) bis hin zum Oberst selbst mit einer stimmigen Figurenentwicklung aufwarten.

Es wallen die Gefühle wie das Wasser, aus dessen mit modernsten filmtechnischen Mitteln ästhetisierten Reizen dieser „Avatar“-Film – in 3-D, knallhell, gestochen scharf – seinen Wow-Effekt zieht. Jakes Sippschaft landet auf der Flucht bei einem Maori-haften Na'vi-Stamm. In dessen Inselparadies frönt Cameron zügellos seinem amtsbekannten Ozean-Fetisch; mit schillernden Anemonen, schnaubenden Walen, Krabben-U-Booten. Aus jeder Einstellung strahlt der passionierte Gestaltungswille, der diese Welt so echt erscheinen lässt. Und als im Finale das Aquarium gegen seine Ausbeuter zurückschlägt und „Avatar 2“ im Andenken an „Titanic“ einen flammenden Kampf zwischen Technologie und Natur entfacht, ist man sich sicher: Der Weg des Wassers ist der einzig richtige Weg.

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