Literatur

Auf Buchtour? Sei froh, wenn da überhaupt jemand kommt!

(c) Getty Images (Fox Photos)
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Eine US-Autorin blieb bei der Präsentation ihres Debüts fast allein. Dafür trösteten sie Große wie Stephen King und Margaret Atwood. Über Fehlstarts in die Schriftstellerei.

Wenn ein Buch fertig geschrieben ist, fehlen nur noch die Leser. Fast 15 Jahre hat Chelsea Banning an ihrem ersten Roman gearbeitet, er handelt von den Kindern des König Artus und heißt „Of Crowns and Legends“. Mag sein, dass ihr im August erschienenes Debüt nichts Legendäres an sich hat. Auch ahnte die junge Autorin aus Ohio wohl, dass mit seiner Präsentation in einer lokalen Buchhandlung vor eineinhalb Wochen keine Krone zu erobern war. Aber der Laden hielt extra für sie geöffnet, und ein stattlicher Stapel von Exemplaren stand bereit, zum Kauf und für Autogramme, denn immerhin 37 Geladene hatten ihr Erscheinen zugesagt. Am Ende kamen aber nur zwei Leute, und das waren persönliche Bekannte Bannings.

Sie ließ ihren Frust auf Twitter raus, eher nur so für sich, denn sie ist dort kaum aktiv. Trotzdem ging der Tweet viral, und reihenweise trudelten Kopf-hoch-Appelle von großen Kollegen ein, gespickt mit eigenen traumatischen Erlebnissen aus dem harten Initiationsritus ihrer frühen Buchtouren. Auch wenn es Stephen King in seiner späteren Karriere auf mehr als 400 Millionen verkaufte Exemplare gebracht hat – bei der ersten Signierstunde für „Brennen muss Salem“ war sein einziger Gast ein „fetter Bub“, der ihn fragte: „Hey Mann, weißt du, wo es da Nazi-Bücher gibt?“ Auch Margaret Atwood meldete sich. Als die gefeierte Verfasserin von „Der Report der Magd“ einmal in einem Geschäft signierte, fand sich nur ein Mensch ein, der sie für die Verkäuferin hielt und nach einem Klebeband fragte. Der immens erfolgreiche britische Fantasy-Autor Neil Gaiman tröstete Kollegin Banning mit seiner Erinnerung an eine Lesung, zu der „überhaupt niemand“ kam – „du bist mir also zwei voraus“.

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