Das historische Parlamentsgebäude in Wien steht kurz vor der Wiedereröffnung.
Jahresrückblick

Zitate des Jahres: "Ein Klavier im Parlament ist selbstverständlich notwendig"

Sagt man "Grüß Gott oder Guten Tag"? Wer hat wen "lieb gewonnen"? Braucht es ein "Klavier im Parlament" oder greift man doch besser zum Alkohol? Ein Blick auf die Politik-Sager des Jahres 2022.

»"In Wien heißt das nicht Grüß Gott, sondern Guten Tag."«

Dass ein Streit schon mit der Begrüßung beginnen kann, zeigten der niederösterreichische ÖVP-Landesgeschäftsführer Bernhard Ebner und Kai Jan Krainer, SPÖ-Fraktionsführer im U-Ausschuss vor. Ebner eröffnete seinen Auftritt mit einem "Grüß Gott", Krainer konterte darauf: "In Wien heißt das nicht Grüß Gott, sondern Guten Tag."

Das Match war damit nicht vorüber. Wiens SPÖ-Bürgermeister Ludwig streute in der ORF-Pressestunde Salz in die Wunde seines Parteikollegen, als er sagte: "Grüß Gott und einen schönen guten Morgen!"

Nicht immer alles eitle Wonne - Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) nimmt es gelassen: "Da ist keiner ein Heiliger."

Franz Vranitzky, glücklicherweise sehr lebendig
Franz Vranitzky, glücklicherweise sehr lebendig(c) imago

Der Tod von Altkanzler Franz Vranitzky (SPÖ) wurde via Twitter verkündet, die rote Abgeordnete Gabriele Heinisch-Hosek reagierte darauf mit einer Trauerminute beim Bruno-Kreisky-Forum. Allerdings: Es war alles Fake, wie der Totgeglaubte bald selbst verkündete: "Ich habe nichts von meinem Tod verspürt."

Jenseitig fand indes auch Ex-Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) die Aussagen seines einstigen Vertrauten Thomas Schmid vor der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA): "Was er sagt, ist nicht die Bibel, sondern seine Aussage entspricht in vielen Bereichen nicht der Wahrheit." - Sein Wort in Gottes Ohr.

"Welcher Teufel sollte mich reiten, um mich der SPÖ anzuschließen?" Nicht gen Himmel, sondern gen Hölle sah Marco Pogo respektive Bundespräsidentschaftskandidat Dominik Wlazny kurz, als er gefragt wurde, ob er seine „Bierpartei“ aufgeben wolle.

»"Wenn wir jetzt so weitermachen, gibt es für euch nur zwei Entscheidungen nachher: Alkohol oder Psychopharmaka." «

Andere berufliche Avancen hat Herbert Kickl. So verkündet der FPÖ-Chef unverhohlen: "Ich will der nächste Bundeskanzler sein."

Ein Amt, das derzeit aber einem anderen gehört - Karl Nehammer nämlich: "Ich bin ein lernender Bundeskanzler. Es gibt immer noch mehr zu wissen."

Wie wahr, so bekam der einstige ÖVP-Innenminister nämlich anstatt Lacher allerhand Negativ-Schlagzeilen, als er angesichts der Teuerung meinte: "Wenn wir jetzt so weitermachen, gibt es für euch nur zwei Entscheidungen nachher: Alkohol oder Psychopharmaka."

Wobei: "Alkohol ist grundsätzlich okay. Das Entscheidende ist, dass man immer dann anstößt, wenn es einem gut geht."

Grünen-Klubobfrau Sigrid Maurer nahm es augenrollend hin: "Ich kann mich nicht alle fünf Minuten darum kümmern, was die ÖVP schon wieder für ein Problem hat." 

»"Ein Klavier im Parlament ist selbstverständlich notwendig."«

Es ging 2022 durchaus ans Eingemachte (Achtung, Sickerwitz): "Mir macht's nix, ich bin gut im Fleisch - aber wenn man den ganzen Tag sitzt, sind 19 Grad schon kühl." Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) sorgte sich in diesem Jahr nicht nur um die steigenden Heizkosten, sondern auch um die Dünnen.

"Wie will man künftig die Schnitzel braten?", fragte sich unterdessen die außenpolitische Sprecherin der Grünen, Ewa Ernst-Dziedzic.

"Dann hat die Dame gemeint: Das g'fallt mir, Sie essen ein Eis wie ein Normaler." Tirols ÖVP-Spitzenkandidat und nunmehriger Landeshauptmann Anton Mattle punktete eiskalt mit Süßem.

"Dieser Winter wird nicht wie jeder andere." Kühle Prognose von Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne).

Ob Fingerübungen beim Aufwärmen helfen? "Ein Klavier im Parlament ist selbstverständlich notwendig", findet jedenfalls die ÖVP-Kultursprecherin Maria Großbauer.

Johannes Rauch, seit 8. März 2022 Sozial- und Gesundheitsminister
Johannes Rauch, seit 8. März 2022 Sozial- und Gesundheitsminister(c) Roland Schlager, APA

"Er ist sehr sensibel, auch nah am Wasser gebaut." An den Gestaden der Mur übergab Hermann Schützenhöfer (ÖVP) das Amt des schwarzen Landesparteichefs wie auch den Posten als Landeshauptmann an Christopher Drexler.

"Es gibt in der ÖVP ja auch integre Leute, nicht nur Gauner." Schon etwas länger in der Polit-Pension, Neos-Gründer Matthias Strolz.

"Alt bin ich schon, ausgelutscht bin ich nicht." Für weiter gut im Saft hält sich dagegen Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne).

»"Ich habe sie auch ein bisschen lieb gewonnen."«

2022, das Jahr der großen Gefühle? "Ich habe sie auch ein bisschen lieb gewonnen." Walter Rosenkranz (FPÖ) meint seine Mitkandidaten um das höchste Amt im Staat - bekam es nicht und kehrte in die Volksanwaltschaft zurück.

"Politiker müssen führen, nicht verführen." Verkündete Alexander Van der Bellen zum Auftakt des Hofburg-Wahlkampfes, den er für sich entscheiden sollte. Mahnung inklusive: "Österreich ist kein Spielzeug."

Sagt übrigens auch lieber "Grüß Gott" als "Guten Tag", Johanna Mikl-Leitner.
Sagt übrigens auch lieber "Grüß Gott" als "Guten Tag", Johanna Mikl-Leitner. (c) Presse/Clemens Fabry

"Rote bleiben Gsindl! Schönen Schitag!" Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) geriet in Erklärungsnot gegenüber der SPÖ wegen SMS aus dem Jahr 2016... und gab sich schließlich geläutert: "So sollte man weder miteinander noch übereinander reden."

"Manchmal habe ich den Eindruck, die Gießkanne wohnt wieder in der Zapfsäule." Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) hat indes ganz andere Probleme - Inflation, Klima, Krieg und Tankerfahrungen.

"Es nervt und ärgert mich nicht und es ist kein Überraschungseffekt dabei." -SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner ärgerte sich vor allem über Burgenlands Landeschef Hans Peter Doskozil und dessen Umfragewerte.

Als entspannt bewertete hingegen Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) sein Verhältnis zur (mittlerweile zurückgetretenen) Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP): "Da gibt es keinen Kontakt. Dafür haben wir zu wenig Skigebiete in der Stadt."

»"Ich pinsle keine ÖVP-Bäuche."«

Manchmal braucht es Dinge, um Dingen Ausdruck zu verleihen, wie so mancher Politiker in diesem Jahr gelernt hat. "Lieber verteilen wir ein paar Feuerlöscher zu viel, als einen Flächenbrand zu riskieren." Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) spielte nicht nur einmal Krisenfeuerwehr.

"Ich habe beschlossen, mir einen Laptop zu besorgen." Handfestes braucht es eben dann und wann, findet auch Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ).

"Ich pinsle keine ÖVP-Bäuche und gehe auch nicht auf Distanz zur Bundespartei." Oberösterreichs FPÖ-Chef Manfred Haimbuchner braucht dagegen kein Mal-Equipment.

»"Eigentlich war das wie eine Silvesterrakete."«

"Dann muss man halt Überstunden machen, das Problem lösen." Es war kurz nach dem Jahreswechsel, als Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) die Hürden bei der Corona-Impfpflicht-Administration vorarlbergisch angehen wollte.

"Eigentlich war das wie eine Silvesterrakete. Das ist irrsinnig schnell und senkrecht in die Höhe gestartet, hat ein Riesenlicht und Feuerwerk produziert - und ist dann sehr rasch auf den Boden gefallen." Sebastian Kurz ist zwar schon 2021 zurückgetreten, beschäftigt aber nach wie vor die Gemüter, so auch jenes von Franz Fischler, ehemals ÖVP-Landwirtschaftsminister und EU-Kommissar.

Was 2022 wichtig war

Zum Jahresrückblick der "Presse"-Redaktion

(hell)

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