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Wie Heidi nach Kärnten kam

Gisela Köfer liebt Heidi. Zuerst verstand der Vater nicht, wieso sie nach Kärnten ging – aber es passte gut.
Gisela Köfer liebt Heidi. Zuerst verstand der Vater nicht, wieso sie nach Kärnten ging – aber es passte gut.(c) Maria Rauchenberger
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Wie eine Frau aus Sachsen Heidi in die Kärntner Nockberge brachte, das Konzept überzeugt.

Die gebürtige Sächsin Gisela Köfer, 70, Tochter eines aus der DDR ausgewanderten Erfinders, ist die Idealbesetzung einer Seniorchefin – freundlich, lustig, eloquent. Und erfüllt seit 1978 den Aufgabenbereich der Seele der sogenannten Heidi-Alm in den Kärntner Nockbergen auf 1875 Metern. „Der ­Falkert ist der wichtigste Berg für mich. Mein Vater hat das zuerst nicht verstanden, dass ich nach Kärnten ging und blieb. Er hat vier Jahre lang nicht mit mir geredet.“ Der Konflikt hat sich aber schließlich gelöst.


Wie kommt es aber dazu, dass eine ­Alm in Kärnten nach einer Schweizer Roman- und Filmfigur heißt? „Ich war schon als Kind ein Fan der Bücher von Johanna Spyri. Ich konnte mich immer mit Heidi identifizieren!“ Sie meint definitiv nicht die Neuverfilmung, die ihr in vielerlei Hinsicht gegen den Strich geht, und da wird Gisela Köfer dann emotional. Für sie ist und bleibt Heidi eine Legende des 20. Jahrhunderts. Einge­heiratet in die Köfer-Familie, hatte sie also die Idee, Heidi zur Flagship-Figur des kleinen, sonnigen Skiparks über dem Falkertsee zu machen, der selbst von Kärntnern akustisch immer wieder mit dem Faaker See verwechselt wurde. Seitdem fungiert Heidi als Symbol für den Skipark und das Kinderhotel mit 150 Zimmern.

Der befreundete Bildhauer Herbert Labusga, ein Stammgast im Hotel, erklärte sich bereit, Heidi-Figuren zu konzipieren – mittlerweile stehen 127 auf dem Areal – nachdem er Köfer die Augen dafür geöffnet hatte, dass man um ein Copyright ansuchen muss.


„Wir zahlen 5000 Euro Jahresgebühr an die Schweizer Filmfirma“, seufzt sie, „und das natürlich schon viele Jahre lang.“ Das Konzept hat sich insofern bewährt, als das, was als Schwäche des Standorts galt – der Bau eines Sessellifts wäre viel zu teuer gewesen –, zu einem entscheidenden Faktor für die Gäste wurde. Kaum sind sie bei Gisela Köfer, wollen sie nicht mehr weg. „Wir betreiben ein Shuttle zum größeren Skigebiet auf der Turracher Höhe, aber es wird ehrlich gesagt nicht besonders nachgefragt. Bei uns oben werden die Erwachsenen aus irgendeinem Grund so richtig faul.“

("Die Presse Schaufenster" vom 09.12.2022)

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