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"Guillermo del Toro's Pinocchio": So düster wie die Buchvorlage

Geppetto (David Bradley) hat einen Holzbuben (Gregory Mann) geschnitzt – in finsteren Zeiten.
Geppetto (David Bradley) hat einen Holzbuben (Gregory Mann) geschnitzt – in finsteren Zeiten.(c) Netflix
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Pinocchio, herziger Kinder-Kitsch mit Disney-Moral? Mitnichten, zeigt die jüngste Animationsfilm-Adaption von Carlo Collodis Kunstmärchen: Guillermo del Toro betont die dunklen Momente des Stoffs. Genial: Christoph Waltz als Bösewicht.

Man weiß gleich zu Beginn, dass dieser „Pinocchio“ anders ist als die anderen: Fliegerbomben der österreichischen Armee regnen während des Ersten Weltkriegs auf ein italienisches Dorf herab und stürzen durch das Dach in jene Kirche, in der Holzschnitzer Geppetto (David Bradley) gerade seinen Jesus am Kreuz perfektioniert. Er selbst überlebt, doch Sohn Carlo stirbt im Flammenmeer. Nebst dem Grab des Buben pflanzt der gebrochene Mann einen Pinienzapfen ein, aus dem in den nächsten zwei Jahrzehnten ein stattlicher Baum erwächst, den er schließlich im Suff fällt und zu einer Marionette schnitzt. So der Prolog zu „Guillermo del Toro's Pinocchio“, einer so eigenwilligen wie herausragenden Interpretation von Carlo Collodis Roman aus dem späten 19. Jahrhundert.

Der mexikanische Regisseur begreift diesen mehr als Urtext der Fantastik denn als Kindererzählung, die als beliebteste „Pinocchio“-Darreichungsform alle dunkleren Momente ausspart. Und, wie im Disney-Animationsfilm von 1940, zum romantisch-moralischen Transformationsmärchen wird. Das Drehbuch von del Toro und Patrick McHale lässt indes schauergotische Wurzeln erkennen: Es schickt Pinocchio (Gregory Mann), in dessen Holzkörper die vorlaute Grille Sebastian (Ewan McGregor) lebt, als Freak durch eine tumultuöse Welt. Von dieser wird er instrumentalisiert und manipuliert, bis er sich selbst findet und zu akzeptieren lernt.

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