Gastkommentar

Arbeiten in Pension attraktiver machen

Es gibt viele gute Gründe, den Pensionsbeitrag für arbeitende Pensionisten abzuschaffen.

Die Autorin:

Ingrid Korosec (* 1940) ist Präsidentin des Österreichischen Seniorenbunds. Sie war Volksanwältin und zehn Jahre Abgeordnete zum Nationalrat der ÖVP.

Wir brauchen jede einzelne Kraft am Arbeitsmarkt“, erklärte Sozialminister Johannes Rauch jüngst im ORF-Talk „Im Zentrum“. Da stimme ich ihm voll und ganz zu. Besonders in puncto Verbesserungen für Arbeitskräfte 50 plus und bessere Gestaltung des Übergangs in die Pension rennt er bei mir offene Türen ein.


Für Steuererleichterungen als Anreiz für Arbeiten in der Pension hatte er jedoch nur ein knappes „Wir brauchen die Beiträge“ übrig. Dabei ist dieses Thema höchst diskussionswürdig, nicht nur aus meiner Position als Seniorenvertreterin. Es gibt viele gute Gründe, den Pensionsbeitrag für arbeitende Pensionistinnen und Pensionisten abzuschaffen.

Eines vorweg: An der Einkommensteuer oder der Kranken- und Unfallversicherung für Arbeit in der Pension will ich nicht rütteln. Sie finanzieren den Staat, das solidarische Gesundheitssystem und vieles mehr, sind wichtig und berechtigt. Anders verhält es sich mit Pensionsbeiträgen für Arbeit in der Pension, welche mit bis zu 22,8 Prozent finanziell spürbar zu Buche schlagen. Von 1000 Euro Zuverdienst bleiben nach Steuern rund 400 Euro übrig. Das macht Arbeiten in der Pension zum teuren Hobby. Im Gegensatz dazu erhöhen die Pensionsbeiträge die Eigenpension um lediglich ein Prozent des Zuverdiensts pro Monat. Für die Betroffenen ein schlechtes Geschäft.

Eine spürbare Pensionserhöhung wird erst nach 15 Jahren Zuverdienst erreicht. Das führt den Sinn dieser Beiträge ad absurdum. In der Pension werden auch keine Beiträge zur Arbeitslosenversicherung gezahlt.
Kaum jemand will eine jahrelange Vollzeitbeschäftigung in der Alterspension. Vom ehemaligen Abteilungsleiter, der in Teilzeit seine Nachfolge unterstützt, bis zur Pflegerin, die aus Personalmangel fünf Tage im Monat weiterarbeitet: Flexibilität ist der Schlüssel sowohl für die Umbrüche in der Arbeitswelt als auch für die Arbeit in Pension. 2021 waren 88.000 Pensionistinnen und Pensionisten erwerbstätig, sei es aus Freude an der Beschäftigung oder aus finanzieller Notwendigkeit – Tendenz stark steigend. Für Unternehmen, die stark unter Fachkräftemangel leiden – laut WKO sind 272.000 Stellen unbesetzt – können pensionierte Fachkräfte eine wichtige Stütze sein. Das schließt auch mögliche Verdrängungseffekte aus: Eine pensionierte Fachkraft kann keine Stelle blockieren, für die Jüngere nicht qualifiziert sind. Im Gegenteil: Ältere können ihr Wissen an Junge weitergeben, was auch Minister Rauch fördern will. Folglich sollte jede Erleichterung in diesem Bereich in seinem Sinn sein.

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