Trotz hoher Zahl an Infektionen war das Gesundheitssystem 2022 nie wirklich gefährdet. Die Omikron-Variante ist offenbar gekommen, um zu bleiben.
Geschichten des Jahres. Dieser Artikel ist am 15. Dezember 2022 erschienen.
Mit dem Jahreswechsel löste Omikron Delta ab und setzte sich innerhalb weniger Wochen praktisch auf der ganzen Welt durch. Weil die Variante deutlich ansteckender ist als alle vorangegangenen Subtypen von SARS-CoV-2, sorgte sie in den ersten Monaten des Jahres für die bisher höchsten Zahlen an Infektionen, mehrere Zehntausend positive Tests wurden täglich registriert, Hunderttausende Menschen befanden sich in Heimisolation.
Für die Spitäler Österreich bedeutete diese neue Situation, dass sie zwar stark belastet waren, aber nicht an ihre Kapazitätsgrenzen stießen – schon gar nicht auf den Intensivstationen. Denn wegen der mittlerweile hohen Grundimmunität in der Bevölkerung (durch Impfung und überstandene Infektionen) und des Umstands, dass Omikron etwas seltener schwere Krankheitsverläufe verursacht als Delta, benötigten deutlich weniger Patienten intensivmedizinische Behandlung als in den Wellen zuvor.
Vor diesem Hintergrund wurden Corona-Maßnahmen wie etwa die Maskenpflicht in bestimmten öffentlichen Innenräumen nach und nach gelockert, mittlerweile müssen sich positiv Getestete mit milden oder gar keinen Symptomen nicht einmal mehr isolieren. Die Welle im Sommer brach ebenso von selbst zusammen wie jene im Herbst – beide Male führten die Infektionen zu keinen dramatischen Engpässen in den Spitälern. Zudem haben sich seit Jahresbeginn sämtliche neuen Varianten aus Omikron heraus entwickelt – sie wurden zwar von Mal zu Mal etwas ansteckender, aber nicht pathogener, führten also nicht häufiger zu schweren Verläufen im Sinne von Spitalsaufenthalten.
Eine Entwicklung, die nahelegt, dass auch künftige Wellen, die es zweifelsohne geben wird, das Gesundheitssystem zwar belasten, aber nicht überlasten werden. Zur Vorsicht warnen die meisten Gesundheitsexperten dennoch – denn bevor nicht ein ganzer Winter ohne nennenswerte Engpässe überstanden ist, könne keine endgültige Entwarnung gegeben werden. Schließlich leiden die Spitäler unter einem massiven Personalmangel, auch die Rückkehr anderer Infektionskrankheiten wie etwa die Grippe und RSV sorgen für volle Betten, was derzeit insbesondere Kinderabteilungen betrifft.
Insbesondere die Personalknappheit wird dem Krankenhäusern in den kommenden Jahren zu schaffen machen, denn eine rasche Besserung ist nicht in Sicht. Die gesetzten Maßnahmen, um Gesundheitsberufe attraktiver zu gestalten, sowie strukturelle Reformen werden ihre Wirkung erst nach mehreren Jahren entfalten. Bis dahin steht dem Gesundheitssystem ein Zustand der Dauerbelastung bevor – wahrscheinlich mit einer etwas entspannteren Lage in den Sommermonaten und Spitzenbelastungen in den Wintermonaten, wenn mehrere Infektionswellen gleichzeitig auftreten und ihren Höhepunkt erreichen.