Nachlass

Nationalbibliothek kauft den Nachlass von Thomas Bernhard

�sterreichische Nationalbibliothek erwirbt literarischen Nachlass von Thomas Bernhard
�sterreichische Nationalbibliothek erwirbt literarischen Nachlass von Thomas Bernhard(c) Österreichische Nationalbiblioth (Harry Weber)
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2,1 Millionen Euro kostet der literarische Nachlass des Schriftstellers, zu dem auch mehr als 150 unveröffentlichte Texte gehören. Den Großteil des Geldes stellt das Kulturministerium bereit.

Die Österreichische Nationalbibliothek (ÖNB) erwirbt mithilfe des Ministeriums für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport den literarischen Nachlass von Thomas Bernhard. Das gaben Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer und ÖNB-Generaldirektorin Johanna Rachinger am Freitag bekannt. Der Kaufpreis über 2,1 Millionen Euro wird zum größten Teil, nämlich 1,6 Millionen Euro, vom Ministerium getragen. 500.000 Euro übernimmt die Österreichische Nationalbibliothek selbst. Der Kaufpreis orientiert sich an einem unabhängigen Gutachten, das vonseiten der ÖNB in Auftrag gegeben wurde.

Dem Erwerb gingen jahrlange Bemühungen der Österreichischen Nationalbibliothek voraus. Staatssekretärin Andrea Mayer hatte die Verhandlungen zum Thema unmittelbar nach ihrem Amtsantritt neu angestoßen. "Wir sind uns der Verantwortung bewusst, diesen Bestand langfristig für die Forschung und die Allgemeinheit zu sichern", stellte ÖNB-Generaldirektorin Johanna Rachinger in einer Pressemitteilung fest. Bernhards Werk sei "Teil der Weltliteratur".

Über 150 unveröffentlichte Texte

Der Nachlass von Bernhard ist nahezu vollständig überliefert und deckt die gesamte literarische Produktion des Autors ab. Er umfasst sämtliche veröffentlichten und unveröffentlichten Werke sowie alle überlieferten Korrespondenzen - etwa Briefe von Ingeborg Bachmann, Heinrich Böll, Elias Canetti, Peter Handke und Bernhards Lebensmenschen Hedwig Stavianicek.

Allein an unveröffentlichten Texten sind über 150 Titel verzeichnet, hinzu kommen Notizen und autobiografische Aufzeichnungen. Der Werk-Bestand macht knapp 30.000 Blätter mit Handschriften, handschriftlich korrigierten Typoskripten und Fahnenkorrekturen aus.

"Der Nachlass gewährt Einblicke in die Werkstatt, in der Bernhards Themen wie die Verdrängung der nationalsozialistischen Vergangenheit und das Verhältnis von Geist und Körper angesichts des Todes bearbeitet werden", erklärte Bernhard Fetz, Direktor des Literaturarchivs und des Literaturmuseums der ÖNB.

"Großer Dank gilt dem Verhandlungsteam und Dr. Peter Fabjan, der das Erbe seines Bruders mehr als drei Jahrzehnte lang professionell und mit großer Umsicht betreut und wesentlich zur internationalen Wirkung dieses einzigartigen Autors beigetragen hat", so Mayer. Der Nachlass kommt für die Staatssekretärin nun mit einem Auftrag: "Nämlich das Werk Bernhards in seiner Entstehung zu erforschen, immer wieder aufs Neue auf seine Aktualität hin zu befragen und in Ausstellungen, Sonderschauen, Lesungen, Diskussionen und anderen Formaten dem literaturinteressierten Publikum zu präsentieren."

Das Literaturmuseum soll als Ort für "weitere Begegnung mit Thomas Bernhards literarischem Vermächtnis" herhalten, hieß es in der Pressemitteilung.

(APA/Red.)

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