Wohngeschichte

Schachbrettmuster trifft Uhudler

Wie Alexandra Krischmanitsch und Horst Leitner den alten „Familienbauernhof“ in Oberschützen umgestaltet, saniert und eingerichtet haben.

Alexandra Krischmanitsch mit Gesteck-Zweigen im Garten.
Alexandra Krischmanitsch mit Gesteck-Zweigen im Garten. Barbier

Wir wollten, dass unsere Kinder – heute vier, sechs, neun und zehn - auf dem Land aufwachsen, mit viel Natur und den Großeltern in der Nähe“, erzählt Alexandra Krischmanitsch vom Umzug von Wien auf das Land. Angeboten hatte sich dabei der sanierungsbedürftige, von Uhudler-Reben und Rauchschwalben okkupierte Bauernhof mit großem Garten und Nebengebäuden im Burgenland, der ursprünglich dem Onkel des Schwiegervaters gehörte.

So weckte die Familie das Haus aus dem Dornröschenschlaf und zog nach 18 Monaten Renovierung und Umbau auf 290 m2 Wohnfläche ein. „Mit laufenden Entfeuchtern und noch ungelegten Böden in manchen Räumen“, erzählt Krischmanitsch. In den darauffolgenden Jahren kamen im Innenhof eine Pergola und eine Veranda dazu. „Mit den gleichen Uhudlersorten wie zuvor.“ Um Platz zu gewinnen, wurden der offenliegende Gang sowie der angrenzende Einfahrtsbereich des ehemaligen Pferde- und Kuhstalls mit den alten Deckengewölben zu Wohnraum umgewandelt. „Dabei war es wichtig, große Fensterflächen zu schaffen.“

Neuer Grundriss

Holzfeuer-Herd in der Küche
Holzfeuer-Herd in der KücheBarbier

ZUM ORT, ZU DEN PERSONEN

Heute zieht sich ein heller Gang in dem von Krischmanitsch geliebten Schachbrettmuster quer von der Küche bis zum Arbeitszimmer. Nicht tragende Wände wurden abgetragen, der Grundriss wurde neu gestaltet. Türen gibt es wenige – nur bei Schlafzimmern und Sanitärräumen. „Wir haben versucht, den Charakter des Hauses zu erhalten – auch die Raumhöhe, die in der Küche vier Meter überschreitet.“ Durch hohe Decken und die offene Raumgestaltung ist es nicht immer einfach, eine konstant angenehme Raumtemperatur zu halten. „In der Küche können wir dem mit Holzherd aber schnell Abhilfe schaffen“, meint Krischmanitsch.Für die Böden wurden handgehobelte Holzdielen sowie Fliesen verwendet, für die Wände ein luftdurchlässiger, natürlicher Verputz. Die alten Fenster wurden durch neue Holzfenster ersetzt. „Rückblickend betrachtet wäre es sinnvoll gewesen, uns mehr mit anderen auszutauschen. Dann hätten wir vielleicht die alten Böden und Kastenfenster erhalten – oder die alten massiven Türstöcke. Das bereue ich heute sehr“, erzählt Krischmanitsch bedauernd.Oberschützen gehörte wie das gesamte Burgenland bis 1920/21 zu Ungarn, im Mittelalter siedelten hier Grenz-/Bogenschützen. Das Haus, 1920 aus älterer Substanz umgebaut, wurde entkernt und unter Einbeziehung ehemaliger Ställe neu konzipiert. Häuser in guter Lage kosten im Bezirk Oberwart durchschnittlich 1500 Euro/m2.

Alexandra Krischmanitsch ist als Projekmanagerin tätig, Horst Leitner ist Basketballtrainer.

Stillleben mit dem Bild des ehemaligen Besitzers im Hof des Hauses
Stillleben mit dem Bild des ehemaligen Besitzers im Hof des Hauses Barbier

Abgesehen von den grünen Sofas im Wohnzimmer und den tiefblauen Wänden im Elternschlafzimmer präsentiert sich die Einrichtung in Weiß, Beige, Schwarz und Braun. „Wenn man zu sechst zusammenlebt, ist es wichtig, dass sich jeder Einzelne wohlfühlt und seine Freiheiten und Rückzugsmöglichkeiten hat.“ Vor allem die Wohnküche, der Garten und die Veranda mit Hängematte, Schaukel und Outdoorcouch sind Lieblingsplätze für alle geworden. Besondere Lieblingsstücke sind für Krischmanitsch Erinnerungen an die Vergangenheit, wie alte Keramik oder Werkzeuge. Auf einem großen Leinenbild im Eingangsbereich ist auch Horst Leitners Großonkel zu sehen, mit Pferdegespann und Mistgabel, mitten im Hof, wo jetzt ein Kirschbaum steht. „Ich mag den Gedanken, dass er auf sein Haus runterschaut und auf uns aufpasst.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.12.2022)

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