"Wiener Zeitung": Chefredakteur Hämmerle gibt Posten ab

"Ich habe bis zuletzt für eine bessere Lösung für die 'Wiener Zeitung' gekämpft", sagt Walter Hämmerle. Einen Nachfolger soll es nicht mehr geben(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Walter Hämmerle wurde die Verlängerung seines Vertrags angeboten, doch er lehnte ab. Die "Wiener Zeitung“ soll ab 2024 nur mehr ein Mal im Monat erscheinen.

Walter Hämmerle gibt seine Funktion als Chefredakteur der "Wiener Zeitung" mit Jahresende ab. Eine angebotene Vertragsverlängerung nahm er nicht an. Aktuell sei nicht geplant, eine neue Chefredakteurin oder einen neuen Chefredakteur zu bestellen. Man befinde sich stattdessen mit der stellvertretenden Chefredaktion in Gesprächen zur weiteren Vorgehensweise, sagte "Wiener Zeitung"-Geschäftsführer Martin Fleischhacker.

Hämmerle teilte seine Entscheidung gestern, Donnerstag, der Geschäftsführung mit, wie er der APA sagte. Für das Team sei es auch keine allzu große Überraschung gewesen. "Ich habe mich mit voller Power auf den Job konzentriert und bis zuletzt für eine bessere Lösung für die 'Wiener Zeitung' gekämpft", so Hämmerle.

Ein Gesetzesentwurf der Bundesregierung sieht vor, dass die älteste noch bestehende Tageszeitung der Welt künftig primär online und nur nach Maßgabe der finanziellen Mittel auch als Printtitel - wohl in Monatsform - erscheinen soll. Auch wird per Media Hub Austria die Aus- und Weiterbildung von Journalisten bei der republikseigenen Wiener Zeitung GmbH ausgebaut. Beide Vorhaben sorgten teils für scharfe Kritik.

Die Hoffnung ganz aufgeben möchte Hämmerle noch nicht. "Es ist erst fix, wenn das Gesetz beschlossen ist. Wunder sind nicht auszuschließen", so Hämmerle, der das Haus nicht sofort verlässt, sondern der Tageszeitung zumindest vorerst als Redakteur erhalten bleibt. Unter den Bedingungen des gegenwärtigen Gesetzesentwurfs sehe er aber keine Zukunft für sich im Haus.

Unglücklich mit dem Gesetzesentwurf ist auch der Verband Österreichischer Wirtschaftsakademiker (VÖWA). In einer Stellungnahme spricht er sich für das Drücken einer "Pausentaste" im laufenden Prozess aus. "Es soll ergebnisoffen und ernsthaft geprüft werden, welche modernen unternehmerischen Konzepte die älteste Tageszeitung der Welt mit ihrem international bekannten Qualitätsjournalismus absichern können", hieß es. Denn eine prosperierende Wirtschaft benötige seriöse und fundierte Hintergrundinformationen und funktionierende öffentliche Verzeichnisse.

(APA)


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