Forschungsfrage

Brauchen ältere Menschen wirklich weniger Schlaf?

Ständig müde? Schlafforscher Stefan Seidel erklärt, wie viel Schlaf „normal“ ist und wie sich der Schlafbedarf über die Lebenszeit ändert.

Der Kollege stöhnt, schon wieder hat er schlecht geschlafen. Außerdem wacht er nachts oft auf. Dass Erwachsene „anders“ schlafen als Kinder mag er nicht akzeptieren. Tatsächlich schlafen Babys 14 bis 16 Stunden in mehreren Schlafphasen über den ganzen Tag verteilt. Kleinkinder schlafen noch immer 11 bis 12 Stunden, bis zum Volksschulalter halten sie mitunter noch einen Mittagsschlaf. „Für jüngere Erwachsene bis zum mittleren Lebensalter gelten sieben bis acht Stunden als optimal“, sagt Stefan Seidel, der die Schlafambulanz der Med-Uni Wien leitet. Mit dem Alter reduziert sich der Schlafbedarf dann auf rund sechs Stunden – auch wenn man mitunter weit mehr Zeit im Bett verbringt. Ab 55 bis 60 Jahren gehe nämlich auch die Melatoninproduktion im Körper zurück, so der Experte. Tiefschlaf wird seltener. Zudem wird der Schlaf öfter unterbrochen. „Es gibt Hinweise darauf, dass auf zellulärer Ebene im Gehirn Veränderungen vonstatten gehen, dass Systeme leichter reizbar werden, die zum Aufwachen führen“, erklärt Seidel.

Ältere gehen meist früher ins Bett

Er weist auf die im Vorjahr von einem dänischem Forschungsteam im Magazin Sleep publizierte, bisher größte Studie zum nächtlichen Schlafmuster hin – rund 70.000 Personen und über elf Millionen Nächte wurden dafür analysiert. Auch sie belegt, dass die Schlafdauer mit dem Lebensalter kontinuierlich abnimmt. Überdies zeigte sich, dass Menschen zwischen 19 und 67 Jahren meist zu einer ähnlichen Zeit, mit zunehmendem Alter etwas früher ins Bett gehen. „Bei Frauen beginnt das schon ab 50 bis 55, dann nähern sich die Geschlechter an“, sagt Seidel. Aufgestanden wird hingegen mit zunehmendem Alter zunächst zeitiger, Frauen ab 55 bis 60 Jahren schlafen wieder länger. „Ob dabei der biologische oder der soziale Einfluss größer ist, lässt sich aber nicht sagen“, erläutert Seidel. Denn in diesem Alter würden sich Verpflichtungen in Familie und Beruf meist reduzieren.

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