„Hofphotograph“

Nobelatelier für die feine Gesellschaft

Franz Joseph I und seine Kinder Gisela und Rudolf, fotografiert von Ludwig Angerer
Franz Joseph I und seine Kinder Gisela und Rudolf, fotografiert von Ludwig AngererIMAGO/piemags
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Der „Hofphotograph“ Ludwig Angerer hinterließ unschätzbare Dokumentationen.

Sein fotografisches Atelier in der Theresianumgasse war die nobelste Adresse für „tout Vienne“, wenn man sich Mitte des 19. Jahrhunderts für die Ewigkeit – oder zumindest für die Nachkommenschaft – porträtieren ließ. Ludwig Angerer (1827–1879) hieß der Zauberkünstler, er war der erste Wiener Fotograf, dem Franz Joseph 1860 den Titel „Hof-Photograph“ verlieh. Von ihm stammt das einzige überlieferte Foto, für das das österreichische Kaiserpaar gemeinsam vor eine Kamera getreten ist. Von ihm stammt auch die letzte – heute eine ikonische – Atelieraufnahme von Sisi, die weit verbreitet und auch zu ihrem Sterbebild werden sollte. Seine schmeichelhaft arrangierten Aufnahmen der kaiserlichen Familie, den drei Brüdern Ferdinand Maximilian, Karl Ludwig und „Luziwuzi“ (Ludwig Viktor), wurden gern gekauft. Und natürlich eilte der Adel und die Wiener Gesellschaft der 1860er-Jahre nur zu Meister Angerer, der sich so gut bezahlen ließ, dass er mehrfacher Hausbesitzer wurde.

Dabei betrieb er dieses neuartige Metier zunächst nur als Hobby. Er war promovierter Pharmazeut in der Militärapotheke. Als solcher kämpfte er mit der Truppe. Bei seiner Rückkehr aus dem Krimkrieg erregten aber die mitgebrachten Papierfotos wegen ihrer technischen Vollendung großes Aufsehen. So gründete er zwei Jahre danach – 1858 – sein erstes Atelier. Bald kam das Nebenhaus dazu, und hier richtete Angerer dann ein dermaßen schwülstiges Atelier im Makart-Stil ein, dass die Damen der Society vor Neid erblassten. Der Baurat Romano, Architekt des Palais Todesco an der Kärntner Straße, stattete es ihm aus. „Im ersten Stock Empfangssalon, Comptoir und Arbeitsraum, im oberen Teil das eigentliche Atelier. Sämtliche zum Oberlichte verwendete Glastafeln matt geschliffen, an der vertikalen Seitenwand ausschließlich blaue Gläser“, wird atemlos geschildert.

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