VW-Debatte um Sonderdividende

Hauptversammlung. Nach dem Börsengang der Tochter Porsche sollen VW-Aktionäre eine Sonderausschüttung erhalten.

Berlin/Wolfsburg/Stuttgart. Der Börsengang von Porsche beschäftigte die Aktionäre des Mutterkonzerns Volkswagen am Freitag noch einmal auf einer außerordentlichen Hauptversammlung. Bei dem Treffen in Berlin sollten die Anteilseigner den seit dem Herbst laufenden öffentlichen Handel mit einem Teil der stimmrechtslosen Porsche-Vorzugsaktien rückwirkend auch offiziell beschließen. Zudem stand die Entscheidung über die angekündigte Sonderdividende auf der Tagesordnung.

Deren Höhe und den vorgeschlagenen Auszahlungszeitpunkt kritisierten manche der kleineren Eigentümer vor der Sitzung bereits. Am 29. September waren die Papiere der Porsche AG nach monatelanger Vorbereitung am Frankfurter Finanzmarkt gestartet. Die Platzierung von einem Achtel der Anteile am operativen Geschäft des Sport- und Geländewagenbauers spülte VW zu Beginn rund 9,1 Milliarden Euro in die Kassa. Mit dem Geld sollen vor allem weitere Investitionen in Elektromobilität, Software und Vernetzungstechniken bezahlt werden. Es war der größte deutsche Börsengang seit der Telekom 1996.

Zu dem Plan gehörte außerdem, dass der VW-Hauptaktionär – die von den Familien Porsche/Piëch kontrollierte Holding Porsche SE (PSE) – ein Viertel plus eine Aktie der stimmberechtigten Porsche-Stämme erhält. Die PSE soll so eine Sperrminorität bei zentralen Entscheidungen bekommen. Sie gab etwa 10,1 Mrd. Euro für die Anteile aus.

Die VW-Konzernführung hatte empfohlen, an die Aktionäre eine Sonderausschüttung von 49 Prozent der Brutto-Gesamterlöse aus dem Börsengang der Vorzugs- und dem Verkauf der Stammaktien zu zahlen. Pro Papier sind das laut vorgegebener Planung 19,06 Euro. Die Betriebsräte handelten überdies Extraprämien für die Beschäftigten aus: Bei Porsche sind es bis zu 3000 Euro, für die Kolleginnen und Kollegen im Volkswagen-Haustarif sowie bei VW in Sachsen 2000 Euro.

Streit gab es aber bei Details der Dividendenpolitik. So fand die Sparkassen-Fondstochter Deka die vom Unternehmen geplante Höhe der Ausschüttung „viel zu hoch“. Volkswagen brauche sein Geld jetzt primär für den weiteren Umbau in Richtung E-Mobilität und Digitalisierung, so die Argumentation. Die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) pochte hingegen darauf, dass die Sonderdividende noch in diesem Monat und damit im Kalenderjahr 2022 fließt – und nicht erst im Jänner, wie vom Großaktionär Niedersachsen gewünscht. Sie begründete dies mit möglichen steuerlichen Nachteilen.

Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) machte als Mitglied des VW-Aufsichtsratspräsidiums vor der Hauptversammlung klar, dass er bei seiner Linie bleibe. „Es wurde relativ früh Einvernehmen zwischen allen Beteiligten erzielt, dass die Dividende Anfang des Jahres (2023) ausgezahlt werden soll“, sagte er der DPA.

Batteriezellfabrik geplant

Indes will Volkswagen die Entscheidung über eine Batteriezellfabrik in Osteuropa nicht auf die lange Bank schieben. „Die Standortentscheidung für Osteuropa soll in Kürze fallen“, sagte Konzernchef Oliver Blume auf der außerordentlichen Hauptversammlung. Anfang Dezember hatte der Konzern erklärt, eine Entscheidung noch heuer sei nicht zu erwarten. Es bestehe kein Handlungsdruck.

Die VW-Aktie notierte am Freitagnachmittag in einem schwachen Börsenumfeld leicht im Plus. (DPA/Reuters)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.12.2022)

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