Nach der Pandemie war der Kunstmarkt auf Rekordkurs. Der Trend zu afrikanischer und junger Kunst setzte sich fort. Neuer Fokus der Sammler ist Surrealismus.
Nach den pandemiebedingten Umwälzungen in den Jahren 2020 und 2021 hatte die Kunstwelt große Hoffnung, dass sich der Markt im Jahr 2022 wieder erholt. Das war überwiegend auch der Fall. Nach den Verschiebungen während der Pandemie kamen mehrere große Sammlungen zur Auktion. Insbesondere die Versteigerung der Sammlung von Microsoft-Mitbegründer Paul Allen im November brach alle Rekorde, da fünf der Spitzenwerke für jeweils über 100 Millionen Dollar verkauft wurden. Neben anderen Verkaufsrekorden in diesem Jahr war dies ein Zeichen dafür, dass die Käufer zumindest am oberen Ende des Marktes immer noch kaufwillig sind, selbst wenn die Inflation steigt und die Welt sich auf eine Rezession vorbereitet.
Trends sind intakt. Gezeigt hat sich auch in diesem Jahr, dass die Trends, die sich zuletzt ausgebildet haben, weiterhin intakt sind. So hält der Boom von Werken von Künstlern afrikanischer Abstammung weiter an. Auch die Nachfrage nach ganz junger Kunst bleibt konstant. Sotheby's lancierte im November 2021 in New York eine neue Auktion mit dem Titel „The Now“, die erste Abendauktion, die ausschließlich dieser Kategorie gewidmet war. Zu Jahresbeginn zeigte eine Studie von Artprice, die sich auf Auktionsergebnisse für Werke von Künstlern unter 40 Jahren konzentrierte, dass der Markt für ultrazeitgenössische Kunst von Juli 2021 bis Juni 2022 gesamt 420 Millionen Dollar einbrachte – ein Anstieg von 28 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das ist darauf zurückzuführen, dass sowohl der Wert als auch das Volumen dieser Werke bei Auktionen 2022 zunahmen. Auf der Käuferseite scheinen die Summen, die Sammler zu zahlen bereit sind, keine Grenzen zu kennen.
Ein neuer Trend entwickelte sich heuer für surrealistische Kunst, der womöglich der Ausstellung „Surrealism Beyond Borders“ im New Yorker Metropolitan Museum Ende letzten Jahres und der Ausstellung in der Londoner Tate Modern 2022 geschuldet ist und weniger bekannten Vertretern des Surrealismus eine prominente Bühne bot. Auch in Venedig stellte die Kuratorin Cecilia Alemani bei der Biennale in ihrer Ausstellung „The Milk of Dreams“ das Unbewusste und das Mystische durch eine von Frauen geführte Liste von Surrealisten wie Jane Graverol, Unica Zürn und Alice Rahon in den Vordergrund. Das ist auch an den Sammlern nicht vorbeigegangen: Die Verkäufe von Werken weiblicher Surrealisten wie Dorothea Tanning und Leonora Carrington übertrafen bei Auktionen heuer bei Weitem ihre Schätzungen.