In der endlosen und extrem verlustreichen Schlacht um Bachmut in der Region Donezk dürfte eine Entscheidung nahen. Der Druck der Russen ist enorm, doch bahnt sich bei den Ukrainern etwas an.
„Die ganze Stadt stirbt“, sagt Eugenia Diakonova mit einem Blick in ihren blaugrauen Augen, der nicht größere Trauer ausdrücken könnte. „Hören Sie nur zu, wie alles zerstört wird“, meint die 66 Jahre alte, alleinstehende Pensionistin. Sie hält inne, bevor sie die Tür ihres Wohnhauses öffnet. In nächster Nähe donnern ukrainische Geschütze. Dazwischen pfeifen russische Mörsergranaten, die mit einem metallenen Krachen explodieren.
„Alles geht vor die Hunde, auch wir“, sagt Diakonova. „Es gibt keinen Strom, kein Wasser und keine Heizung, obwohl es nun immer kälter wird.“ Mindestens zwei Menschen seien schon erfroren, erzählt die Rentnerin, die früher als Kunstsachverständige gearbeitet hat. „Auch zu essen gibt es nicht genug, nicht einmal Kartoffeln. Sie müssen allen erzählen, wie schlimm es hier ist.“ Gerade ist sie von einem Spaziergang zurückgekommen, um etwas frische Luft zu schnappen. „Man kann nicht immer zu Hause sitzen“, rechtfertigt sich Diakonova; freilich ist es auf den Straßen brandgefährlich. Mühsam steigt sie in ihrem braunen Wintermantel mit Pelzkragen und einer schwarzen Mütze mit Silberstreifen Stufe für Stufe in die fünfte Etage hoch, zurück in ihre Wohnung.