"Formalie"

Berlusconi greift bei ProSiebenSat.1 nach der Macht

Der Medienkonzern des früheren italienischen Premierministers Silvio Berlusconi hat Kontrolle bei der Bundeswettbewerbsbehörde angemeldet. Eine feindliche Übernahme des deutschen Konzerns mit Töchtern in Österreich gilt politisch als sehr unwahrscheinlich.

MFE, der Medienkonzern des früheren italienischen Premierministers Silvio Berlusconi, greift als Großaktionär von ProSiebenSat.1 offenbar nach der gänzlichen Kontrolle des deutschen Fernsehkonzerns. Das geht aus einer Zusammenschlussmeldung bei der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) hervor (http://go.apa.at/oNx48i3T), in der es um den "Erwerb von faktischer alleiniger Kontrolle an ProSiebenSat.1 Media SE" geht. In Österreich gehören Puls4 und ATV zu ProSiebenSat1.

ProSieben wollte sich laut der Nachrichtenagentur Reuters nicht äußern. Die MFE in Italien war demnach kurzfristig nicht für eine Stellungnahme erreichbar. Es blieb daher am Sonntag zunächst offen, ob es sich um eine technische Formalie handelt, da MFE zuletzt seinen Anteil an ProSieben insgesamt erhöht hatte. Eine feindliche Übernahme des bayerischen Unternehmens durch die Italiener gilt politisch als sehr unwahrscheinlich. Als Erstes hatte das deutsche Medienportal DE24LIVE berichtet.

ProSieben sprach sich gegen Kooperationen aus

Zuletzt ging ein Streit zwischen ProSiebenSat.1 und dem italienischen Großaktionär über die Strategie des TV-Konzerns in die nächste Runde. Die Holding der Berlusconi-Familie setzt auf einen Kurswechsel mit dem neuen ProSiebenSat.1-Chef Bert Habets. Berlusconis MFE (früher: Mediaset) hält 29 Prozent am Rivalen aus Unterföhring bei München.

ProSiebenSat.1 ist der größte private Fernsehkonzern Deutschlands. Noch vor wenigen Wochen hatte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder laut DE24LIVE erklärt, eine "Machtübernahme" durch Berlusconi bei Deutschlands größter privater TV-Sendergruppe wäre "eine Katastrophe für den Medienstandort Deutschland". Dies müsse "unter allen Umständen und mit allen rechtlichen und gesetzlichen Mitteln verhindert" werden. Die Berlusconi-Gruppe selbst hatte noch bis vor wenigen Tagen betont, eine Machtübernahme bei ProSiebenSat 1 sei nicht geplant und "komme vorerst nicht infrage".

Anfang November baute MFE die Machtposition bei ProSieben aus. Die Italiener reduzierten zwar ihre direkten Stimmrechte leicht, sicherten sich aber weitere 4 Prozent am Konkurrenten und kommen so direkt und über Finanzinstrumente wie berichtet auf bis zu 29,01 Prozent. Mit Überschreiten der Schwelle von 30 Prozent der Stimmrechte wäre ein Übernahmeangebot fällig. Die Italiener wollen ProSieben schon seit längerem stärker in ihre europäischen Wachstumspläne einbinden. ProSieben sprach sich aber gegen eine Kooperation über die Grenzen hinweg aus.

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