Ski

Wenn Österreicher wieder auf dem Stockerl fehlen

Mikaela Shiffrin fährt weiterhin in ihrer eigenen Liga, sie gewann den Super G von St. Moritz und nähert sich den Rekorden von Lindsey Vonn und Ingemar Stenmark. Im Herren-Zirkus sorgte Joan Verdu aus Andorra für Aufsehen.

St. Moritz. Mikaela Shiffrin hat am Sonntag ihre Anwartschaft auf den Gewinn des alpinen Ski-Gesamtweltcups mit dem Sieg im Super-G von St. Moritz untermauert. Die 27-Jährige feierte ihren 77. Weltcupsieg auf einer technisch anspruchsvollen Strecke 0,12 Sekunden vor der Italienerin Elena Curtoni, der Gewinnerin der Freitag-Abfahrt. Ihre Landsfrau und Samstag-Siegerin Sofia Goggia wurde mit gebrochener Hand Fünfte (+0,60). Und die in dieser Saison so maßlos enttäuschenden ÖSV-Frauen? Mirjam Puchner war als Siebente die beste.

Rennsportleiter Thomas Trinker erklärte, man müsse über Weihnachten an sehr vielen Schrauben drehen. „Wir fahren im technischen Teil nicht gut genug Ski.“ Mit Cornelia Hütter und Nina Ortlieb gab es zwei Ausfälle, die zwei Stärksten sind in St. Moritz „leider ausgeschieden. Sonst hätte es vielleicht etwas besser ausgeschaut. Wir haben viele in den Punkterängen, aber wir sind eigentlich da, um möglichst oft auf das Stockerl zu fahren.“

Während es im Frauen-Weltcup in zwölf Rennen des WM-Winters damit weiter keinen Sieg gegeben hat und es nun die nächste Chance erst nach Weihnachten beim Technik-Triple auf dem Semmering gibt (27.–29. Dezember), schrieb Shiffrin ihren dritten Saisonerfolg an. Es war ihr insgesamt fünfter in einem Super-G. Auf Rekordhalterin Lindsey Vonn fehlen ihr nur noch fünf Siege, auf den schwedischen Allzeit-Rekordhalter Ingemar Stenmark neun.

Andorra: Schneller als Feller

Lucas Braathen gewann am Sonntag den Weltcup-Riesentorlauf in Alta Badia. Der Norweger setzte sich nur um zwei Hundertstel vor seinem Landsmann Henrik Kristoffersen durch, Dritter wurd der Schweizer Marco Odermatt (+0,10), der sich von Platz neun aus noch deutlich verbesserte. Bester Österreicher war Marco Schwarz als Sechster (+0,75).

Für Braathen war es der vierte Weltcupsieg seiner Karriere, der zweite im Riesentorlauf. In der Disziplinwertung ist er hinter Odermatt (260), der in Sölden und Val d'Isere gewonnen hatte, sowie Kristoffersen und Kranjec (je 185) Vierter (179). Odermatt baute seine Führung im Gesamtweltcup aus, er hat jetzt 696 Zähler auf dem Konto, der ihm folgende Aleksander Aamodt Kilde (NOR/525) schied am Sonntag im ersten Durchgang aus. Der Überraschungsmann des Tages war Joan Verdu aus Andorra, er wurde Zwölfter – und landete damit einen Platz vor Manuel Feller.

Auf Bormio freuen

Im ÖSV-Lager herrscht ein gewisses Rätselraten. Die klassische Gröden-Abfahrt (3,4 km) brachte das erste Mal in diesem Weltcup-Winter eine Speed-Ergebnisliste ohne Österreicher in den Top Ten. Nach fehlerhaften Fahrten verpassten Vincent Kriechmayr („Einfach hirnlos.“) und Daniel Hemetsberger („Ich bin angepisst.“) am Samstag sogar die Top 30. Wie so oft nach dem Gröden-Wochenende heißt es abputzen, durchschütteln und den Fokus auf Bormio richten.

Kriechmayr, dem Sieger vom Donnerstag, wurde die Einfahrt in die Ciaslat-Wiesen zum Verhängnis. „Ich bin leicht übermotiviert reingefahren, das geht halt nicht“, sagte der Oberösterreicher. In Bormio wolle er „anders“ fahren. Am 28. und 29. Dezember warten eine Abfahrt und ein Super-G. (red)

IN ZAHLEN

Männer, Gesamtweltcup (10 Rennen):
1. Marco Odermatt (SUI) 696

2. Aleksander Aamodt Kilde (NOR) 525

4. Matthias Mayer (AUT) 268

RTL: 1. Odermatt 260 5. Manuel Feller (AUT) 115

Frauen, Gesamtweltcup (12 Rennen):
1. Mikaela Shiffrin (USA) 575

2. Sofia Goggia (ITA) 470

10. Mirjam Puchner (AUT) 231
Super-G: 1. Curtoni (ITA) 120 6. Mirjam Puchner (AUT) 86

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.12.2022)

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