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Anna Thalhammer wird Chefredakteurin des "Profil"

Anna Thalhammer im "Presse"-Podcast.
Anna Thalhammer im "Presse"-Podcast.Die Presse
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Die bisherige Chefreporterin bei der „Presse“ soll das angeschlagene Magazin ab März zu alter investigativer Stärke führen.

Rund eine Woche, nachdem Christian Rainer seinen Rückzug als Chefredakteur des „Profil“ angekündigt hatte, wurde der Name seiner Nachfolgerin bekannt gegeben: Anna Thalhammer, Chefreporterin der „Presse“, übernimmt das Ruder. Damit ist auch klar, wohin das Magazin in Zukunft gehen möchte: wieder stärker in Richtung Investigativjournalismus. Das „Profil“ hatte lange Zeit den Nimbus als „Aufdeckerblatt“, verlor aber in den vergangenen Jahren an Boden.

Thalhammer steht wie kaum jemand in Österreich für dieses Feld.
Ob die 37-Jährige das Heft zu alten Stärken zurückführen kann? Sie übernimmt jedenfalls in einer schwierigen Zeit. Schon lang wurden die Anzeigen immer weniger, das Magazin dünner. Die Auflage sank auf 42.000 verkaufte Exemplare, die Reichweite halbierte sich in den vergangenen 25 Jahren auf 3,3 Prozent. Gleichzeitig schrumpfte die Redaktion auf etwa 30 fixe Journalistinnen und Journalisten. Auch der Online-Auftritt hat noch viel Luft nach oben. Thalhammer kann auf Erfahrungen in verschiedenen Medienhäusern zurückgreifen: Sie begann ihre journalistische Laufbahn als freie Mitarbeiterin beim „Kurier“, ab 2010 war sie für zwei Jahre als Chefin vom Dienst bei der Zeitschrift „Biber“ tätig, danach arbeitete sie als Chronikredakteurin bei der Gratiszeitung „Heute“. 2015 startete sie bei der „Presse“ – erst in der Chronik, dann in der Innenpolitik.

Von Silberstein bis Chat-Affäre

Hier deckte sie in zahlreichen politischen Affären brisante Sachverhalte auf – etwa in der Causa Ibiza, der Silberstein-Affäre oder der ÖVP-Chat-Affäre. Im Vorjahr wurde sie zur Journalistin des Jahres in der Kategorie „Investigation“ gekürt. Die redaktionelle Leitung des „Profil“ wird sie mit Anfang März übernehmen. Sie ist die erste Frau im Chefsessel des 1970 gegründeten Magazins. Aufsichtsratschef Erwin Hameseder sprach von einem „notwendigen Generationswechsel“, mit dem man aber bewusst an die „traditionelle Kernkompetenz des ,Profil‘ als investigatives Magazin“ anknüpfe. Und: „Anna Thalhammer steht für einen objektiven, kritischen und unabhängigen Journalismus, den wir im ,Profil‘ weiter stärken wollen.“

Ob sie auch weiterhin selbst Exklusivgeschichten wird recherchieren und schreiben können? Sie hofft es jedenfalls, wie sie der „Presse“ sagt. Auf absehbare Zeit will sie auch wieder Journalistin sein und nicht (nur) Managerin. Sie geht davon aus, dass die Anfangsphase turbulent wird, sie aber trotzdem danach als Journalistin im Blatt präsent bleiben kann.
Dem „Profil“ stehen jedenfalls Änderungen ins Haus. Beim Online-Auftritt etwa, aber auch bei der Wirtschaftsberichterstattung, die gestärkt werden soll. Mit dem neuen Jahr wird Richard Grasl Geschäftsführer. Und Christian Rainer legt mit Ende Februar nicht nur seine Funktion als Chefredakteur, sondern auch als Herausgeber zurück. Wer ihm in Letzterer folgt, ist noch offen.

(rovi)

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