Shutdown

Internet im Iran massiv gestört

Lokale Webseiten sind im Iran weiterhin erreichbar, wer .com-Adressen versucht aufzurufen, scheitert.

Im Iran ist das Internet massiv gestört. Nutzer in der Hauptstadt Teheran berichteten am Montag von extrem langsamen Verbindungen. Während iranische Websiten gut zu erreichen waren, schienen Domains zu internationalen .com-Domains gesperrt zu sein. Einige Nutzer äußerten die Sorge, dass Irans Zugang zum weltweiten Netz nach den dreimonatigen Protesten im Land nun endgültig gesperrt werden könnte.

Entsprechende Pläne für ein nationales Netz werden im Parlament der Islamischen Republik seit Jahren diskutiert. Der Aufbau für ein lokales Internet im Internet haben bereits vor 2019 begonnen, als der Iran das erste Mal flächendeckend die Bevölkerung vom Internet aussperrte. Viele Onlinehändler leiden unter den Internetblockaden, insbesondere durch die Sperren der beliebten Netzwerke Instagram und Whatsapp. Dieses Mal zeigt der Iran ein deutlich konzentrierteres Vorgehen gegen die Proteste. Es werden dort die Zugänge gesperrt, wo sich gerade die Demonstranten aufhalten. Der Iran kontrolliert die Bewegungen und reagiert umgehend darauf.

Schock über Exekutionen von Demonstranten

Unterdessen verschärfte Teheran erneut den Ton gegen Deutschland. Der erzkonservative Politiker und Brigadegeneral Esmaeil Kousari forderte ein Überdenken der Beziehungen zu Ländern wie England, Frankreich oder Deutschland, wie die Nachrichtenagentur Fars berichtete. "Die Europäer sollten wissen, dass sie es mit einem mächtigen Iran zu tun haben und wir nicht um jeden Preis Beziehungen zu ihnen brauchen", sagte Kusari. Vergangenen Montag hatte die Europäische Union wegen Menschenrechtsverletzungen erneut Sanktionen gegen den Iran verhängt.

Mehr als drei Monate nach Ausbruch der Proteste gingen jüngst weniger Demonstranten auf die Straßen. Viele Menschen waren schockiert über die Exekution von zwei Demonstranten, die nach Beginn der Aufstände in Schnellverfahren verurteilt worden waren. Auslöser der Proteste war der Tod der iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini. Sie starb am 16. September im Polizeigewahrsam, nachdem sie wegen Verstoßes gegen die islamischen Kleidungsvorschriften festgenommen worden war.

(APA/DPA)

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